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127 Hours (Review)

Freitag, 18. Februar 2011

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Wahre Geschichte, die von Danny Boyles exzessivem visuellem Stil erdrückt wird

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Originaltitel: 127 Hours
Herstellungsland: USA/GB 2010
Regie: Danny Boyle
Drehbuch: Danny Boyle, Simon Beaufoy, basierend auf dem Buch „Between a Rock and a Hard Place“ von Aron Ralston
Darsteller: James Franco, Kate Mara, Amber Tamblyn, Sean Bott, Treat Williams, John Lawrence, Kate Burton, Bailee Michelle Johnson, Rebecca Olson, Parker Hadley

Ich denke wirklich, dass sich Danny Boyle endlich wieder beruhigen sollte. Wenn man an dem Punkt anlagt, dass man nicht einmal mehr jemanden zeigen kann, der Wasser aus einer Flasche trinkt, ohne eine Kamera in den Trinkhalm zu stecken, sollte man ein wenig Abstand nehmen und sich selbst und die eigene Arbeit kritisch überprüfen.

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Falls Sie die ganze Geschichte von „127 Hours“ noch immer nicht kennen sollten, müssen Sie die letzten Jahre unter einem Felsen gelebt haben, ha ha ha. Deshalb ist es ziemlich unnötig, sich jetzt diesen Film anzusehen, außer man möchte unbedingt den Anblick eines Mannes, (Achtung Spoiler!) der sich mit einem stumpfen Messer den eigenen Arm mit abschneidet, genießen. Sonst findet sich nichts von Substanz in diesem Streifen – keine echten Einblicke in den Charakter des von James Franco gespielten Kletterers, keine aufschlussreiche spirituelle Reise, die er unternehmen könnte, während er in dieser schrecklichen Situation gefangen ist, nicht einmal das Gefühl, dass ihn die Erfahrung, abgesehen davon, dass er nun einige Kilogramm leichter ist, groß verändert hat.

127 hours buch Das trippige Editing, die unzähligen Phantasiesequenzen und protzigen Rückblenden tragen nur dazu bei, dass man ständig daran erinnert wird, das MAN EINEN FILM ANSIEHT, und einen DANNY-BOYLE-FILM noch dazu, wodurch Aron Ralston ein Bärendienst erwiesen wird, jenem Mann, dessen Geschichte in seinem eigenen Buch, auf dem der Film basiert, mehr als angemessen erzählt wurde.

Nachdem dies gesagt ist, soll nicht unerwähnt bleiben, das „127 Hours“ ein leidlich unterhaltsamer und bisweilen (vor allem den Magen) herausfordernder Film ist, doch wenn die Geschichte so stark ge-Boyle-t wurde, wirkt es, als hätte sich das ganze menschliche Drama in Luft aufgelöst. „Buried – Lebend begraben“, einer der besten Filme des letzten Jahres, stellte eindrucksvoll unter Beweis, dass man nicht an visuellem Tourette-Syndrom leiden muss, um die Geschichte eines Mannes, der in äußerst beengter Lage gefangen ist, gekonnt und höchst spannend zu erzählen. Es braucht nur Vertrauen in sich selbst, Glauben an die Geschichte und Respekt vor dem Publikum. Über all diese Eigenschaften verfügte Danny Boyle zu Beginn seiner Karriere, doch er scheint sie irgendwann amputiert und unter einem Fels von Kassenerfolgen im großen Felsspalt des Kinos zurückgelassen zu haben.

Und das, liebe Leser, ist die schlechteste Metapher, die Sie heute lesen werden.

Fazit: Überbewerteter Film, der vor allem optisch viel zu viel Getue um eine einfache und potenziell fesselnde Geschichte macht.

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