Bei der Oscar-Verleihung wird man ganz speziell des größten Musikers, der je in Hollywood gearbeitet hat, gedenken müssen. John Barry ging am Sonntag von uns und komponiert jetzt vermutlich im Himmel Fanfaren und andere herrliche Stücke. Er wurde 77 Jahre alt.
John Barry, ein munterer Geselle, der seine Kindheit und Jugend in Yorkshire und Lancashire verbrachte, hauchte im Laufe seiner langen Karriere mit seiner Musik so manchem Film Leben ein, gewann fünf Oscars und wurde für seine Leistungen von der englischen Königin mit dem OBE (Oder of the British Empire) ausgezeichnet. Ganz nebenbei übertraf er so ziemlich alle, die je eine Note für den Film komponierten. Zusammen mit Lalo Schifrin, John Williams und Ennio Morricone war er einer der wenigen, denen es gelang, auch über den Kreis der Filmliebhaber hinaus bekannt zu werden.
Berühmt sind vor allem seine Kompositionen für eine ganze Reihe von Bond-Filmen, aber auch seine Musiken für „Der mit dem Wolf tanzt“, „Midnight Cowboy“, „Die Tiefe“ und „Jenseits von Afrika“. Viele seiner Melodien werden noch lange weiterleben, weshalb es nur angebracht erscheint, uns mit seiner eigenen Musik von ihm zu verabschieden.
Ehe er eine Karriere als Komponist von Filmmusiken startete, feierte Barry mit seiner Beat-Jazz-Band The John Barry Seven Erfolge in den Popcharts.
Sein Ohr für eingängige Popmelodien sowie seine Jazz-Wurzeln sorgten dafür, dass seine Soundtracks mit ihren großartigen Themen und eingängigen, vom Beat vorwärts getragenen Stücken die meisten anderen überragten.
Mit ihm ist einer der talentiertesten Musiker der Gegenwart von uns gegangen.
Zu seinem Andenken hier zehn seiner besten Stücke:
Midnight Cowboy
Meiner bescheidenen Meinung nach ist „Midnight Cowboy“ John Barrys beste Filmmusik. Obwohl er wohl für alle Zeiten mit Bond assoziiert werden wird, zeigt gerade das Thema aus „Midnight Cowboy“ die ganze Bandbreite seiner Fähigkeiten. Diese Verbeugung vor dem Westen mit der einsamen, bittersüßen Mundharmonika verbunden mit einer der üppigsten und am wunderbarsten arrangierten orchestralen Begleitungen der Filmgeschichte ist wirklich kaum zu übertreffen.
Beat Girl (Hauptthema)
Der 60-er-Jahre-Exploitation-Film „Beat Girl“ wurde gedreht, um mit dem Beatnik-Phänomen groß abzukassieren. Gar kein Problem, denn seine Neigung, Stimmungen zu kreieren, und seine Vorliebe für Jazz machten Barry zum perfekten Mann, die Musik für eine Gruppe ausgeflippter junger Menschen zu komponieren.
Thema für „Die 2“ („The Persuaders“)
Ein weiteres klassisches Thema, diesmal für die Kult-Fernsehserie „Die 2“. Ein galoppierendes, geheimnisvolles Stück Musik wurde geschaffen, um der Serie mehr Spannung und vor allem Klasse zu verleihen.
Goldfinger
Vermutlich Barrys berühmtestes Werk. Goldfinger hätte durchaus von ihm selbst handeln können, denn er war ohne Zweifel der Mann mit dem Midas-Touch, wenn es darum ging, großartige Musik zu schaffen. Mehr braucht man dazu eigentlich nicht zu sagen. Hören Sie selbst…
Frei geboren – Königin der Wildnis
Gemeinsam mit Don Black (Text) schuf Barry möglicherweise den Soundtrack für die freie Natur und den Abenteuergeist schlechthin. Barry wurde für diese Filmmusik mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Game of Death
Eine von Barrys weniger beliebten Filmmusiken, vor allem weil der Film selbst nur ein allzu offensichtlicher und unbedachter Versuch war, am Tod von Bruce Lee zu verdienen. Aber das macht Barrys Musik nicht schlechter. „Game of Death“ zeigt ihn von seiner pompösen Seite. Er schuf ein dramatisches Stück Musik angefüllt mit schwellenden Streicherklängen, ungestümen Bläsern und Synthesizern. Eines seiner besten Themen.
James Bond Thema
Es gab viel Streit und Spekulationen um Barrys Beteiligung am Entstehungsprozess des James-Bond-Themas – stammt es von ihm? Schmückte er Monty Normans Blechbläsermelodie nur (sehr gekonnt) aus? Wie dem auch sei, Barrys Mitwirkung kann und darf nicht unterschätzt werden, denn dies ist eines der berühmtesten Themen der Welt. Ein Argument für Barrys Beitrag ist…
Bee´s Knees
„Bee´s Knees“ wird oft als Werk angeführt, das deutlich zeigt, wie groß Barrys Einfluss auf die Entstehung des Bond-Themas gewesen sein muss. Viele Ideen, die in diesem tollen kleinen Beat-Track vorkommen, finden sich im Bond-Thema wieder, während Monty Normans Filmmusik für „Dr. No“, vom Thema einmal abgesehen, völlig anders klingt. Barrys Anteil an dem Stück machte es so unverwechselbar und magisch, daran kann kein Zweifel bestehen.
John Dunbar Thema (aus „Der mit dem Wolf tanzt“)
Kevin Costner und „Der mit dem Wolf tanzt“ mögen zwar nicht allen gefallen, aber die in diesem Film enthaltene Musik gehört mit zum Besten, das John Barry hervorbrachte.
We Have All The Time In The World
Womit sonst könnte man aufhören? Wir werden Dich vermissen, John!
• John Barry (Jonathan Barry Prendergast), Komponist und Songwriter, geboren am 3. November 1933; gestorben am 30. Jänner 2011
0 comments
Kommentar veröffentlichen