Nicht einmal James Camerons Name auf dem Poster und die auf den ersten Blick vielversprechende 3D-Unterwasserumgebung vermochte viele Amerikaner dazu zu bringen, sich von ihrem schwerverdienten Geld zu trennen, um sich „Sanctum“ anzusehen. Stattdessen schaffte es die unterdurchschnittliche „Weiblich, ledig, jung sucht…“-Kopie „The Roommate“ ganz leicht, am Super-Bowl-Wochenende die Spitze der US-Kinocharts zu erklimmen.
„The Roommate“ konnte am Startwochenende $15,6 Millionen einspielen, ganz schön beachtlich für einen Streifen mit einem eher bescheidenen Budget von $16 Millionen, der noch dazu nicht einmal mit großen Stars aufwarten kann. Sony/Screen Gems werden begeistert sein, dass ein Film, dem im Vorfeld nicht allzu viel Aufmerksamkeit gewidmet wurde, einen wesentlich heftiger beworbenen 3D-Streifen, der fast doppelt soviel kostete, verdrängen konnte. Der langweilige, genretypische Trailer, der die Parallelen zu „Weiblich, ledig, jung sucht…“ und ähnlichen Thrillern nur allzu deutlich aufzeigte, ließ nicht darauf schließen, dass „The Roommate“ beim Publikum auf so viel Gegenliebe stoßen wird.
„Sanctum“ hatte ein furchtbares erstes Wochenende und konnte gerade einmal $10 Millionen einspielen, obwohl 84% der Tickets für die wesentlich teurere 3D-Version verkauft wurden. Das bedeutet, dass fast dreimal mehr Menschen „The Roommate“ sehen wollten.
Das Einspielergebnis von „Sanctum“ entspricht in etwa dem von „Piranha 3D“. die Produzenten werden hoffen müssen, dass ähnlich wie bei dem Killerfischspektakel die weltweiten Einnahmen doch noch für einen Profit sorgen werden. Es war damit zu rechnen, dass allein schon James Camerons Name mehr Leute dazu animieren würde, in die Multiplexe zu strömen, doch vermutlich wäre es besser gewesen, beim Marketing auf einen „Weniger ist mehr“ Ansatz zu vertrauen, anstatt einen Trailer zu forcieren, der jede Menge schlechtes Schauspiel und furchtbare Dialoge in den Mittelpunkt rückte. Trotz der 3D-Effekte wirkt der Film wie eine fürs Fernsehen gedrehte „Wahre Geschichte“, was dem Publikum nicht entgangen sein dürfte.
Dass „Sanctum“ ziemlich floppte, ist einer der Gründe dafür, dass das vergangene Wochenende zum „am schlechtesten besuchten Super-Bowl-Wochenende der letzten 15 Jahre“ wurde und der Umsatz gegenüber dem Vorjahr um gleich 21% zurückging.
„No Strings Attached“ büßte trotz zweier neuer Filme gegenüber dem vorigen Wochenende lediglich 40,3% ein und hat mit $51,8 Millionen schon mehr als das Doppelte seines Produktionsbudgets eingespielt. Das ist eine gute Nachricht für Ivan Reitman, dem wohl aufgrund dieses Erfolges für „Ghostbusters 3“ ein wesentlich höheres Budget zur Verfügung gestellt werden dürfte. Es ist jedoch eine schlechte Nachricht für alle Filmfreunde, denn es bedeutet auch, dass Ashton Kutcher trotz vieler Flops auch in Zukunft Filme drehen wird.
„The Rite“, der Spitzenreiter der Vorwoche, spielte um 62,2% weniger ein als am Startwochenende. Das ist bei Filmen dieses Genres nicht ungewöhnlich, macht jedoch diesen Absturz nicht erträglicher.
Das Jason-Statham-Vehikel „The Mechanic“ spielte ebenfalls um mehr als die Hälfte weniger ein als am Startwochenende und wird große Schwierigkeiten haben, das Budget von rund $40 Millionen in Nordamerika einzuspielen. Ein solcher Absturz ist bei Statham-Filmen durchaus üblich, doch Streifen wie „Crank“ kosteten viel weniger, weshalb dies nicht problematisch war. Dennoch dürfte „The Mechanic“ aufgrund der weltweiten Einnahmen einen satten Profit abwerfen.
„The King´s Speech“ hat eine weitere mehr als solide Woche hinter sich und nähert sich unaufhaltsam der $100 Millionen-Marke, die „Black Swan“ fast schon erreicht hat.
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Die nordamerikanischen Top 10, 4. – 6. Februar 2011
1. The Roommate, $15,002,635. Neu
2. Sanctum, $9,447,930. Neu
3. No Strings Attached, $8,004,834. Gesamt: $51,392,705
4. The King's Speech, $7,712,353. Gesamt: $83,527,544
5. The Green Hornet, $5,966,229. Gesamt: $87,088,622
6. The Rite, $5,589,311. Gesamt: $23,701,534
7. The Mechanic, $5,295,253. Gesamt: $20,005,519
8. True Grit, $4,640,139. Gesamt: $154,902,541
9. Black Swan, $3,373,851. Gesamt: $95,861,708
10. The Dilemma, $3,282,555. Gesamt: $45,574,025
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