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Love and Other Drugs - Nebenwirkung inklusive (Review)

Samstag, 15. Januar 2011

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Vertreter Jake Gyllenhaal und eine an Parkinson erkrankte Anne Hathaway spielen die Hauptrollen in einer zynischen und unehrlichen romantischen Komödie

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Originaltitel: Love and Other Drugs
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Edward Zwick
Drehbuch: Charles Randolph, Edward Zwick, Marshall Herskovitz, basierend auf dem Buch „Hard Sell: The Evolution of a Viagra Salesman“ von Jamie Reidy
Darsteller: Anne Hathaway, Jake Gyllenhaal, Oliver Platt, Hank Azaria, Josh Gad, Gabriel Macht, Judy Greer, George Segal, Jill Clayburgh, Kimberly Scott

Eine zynische Kälte erfüllt diesen hinterlistigen Werbespot in Spielfilmlänge für den Hersteller von Viagra, der sich als herzzerreißendes romantisches Drama über einen Pharmavertreter tarnt, der jedem Rock hinterherjagt und sich schließlich – quasi als Wiedergutmachung - in eine Frau verliebt, die an Parkinson erkrankt ist. Manche Kritiker waren begeistert von dem, was sie für beinharte Satire auf Kosten der Pharmaindustrie halten. Doch dieser Zynismus ist nur vorhanden, um überwunden zu werden – Seitenhiebe gegen die Pharmakonzerne verleihen der unterschwelligen Botschaft, dass die Medikamente wirken und die Leute, die sie verkaufen, im Grunde sehr nette und hochanständige Menschen sind, mehr Authentizität und Glaubwürdigkeit.

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Der Film spielt in den 1990-er Jahren. Jake Gyllenhaal ist Jamie, ein aufdringlichen Vertreter für Produkte von Pfizer, der sich bemüht, Ärzte dazu zu bewegen, Zoloft, ein Antidepressivum des Konzens, zu verschreiben. Ohne Skrupel verschafft er sich Zugang zu Krankenhausabteilugen und verführt Rezeptionistinnen. Als Pfizer das ungeheuer beliebte Präparat Viagra auf den Markt bringt, wird er extrem erfolgreich. Aber zur gleichen Zeit verliebt er sich in Maggie (Anne Hathaway), eine intelligente, verletzliche junge Frau, die an Parkinson im ersten Stadium (das erste Stadium – die akzeptabelste Leinwandform einer jeden tödlichen Krankheit) leidet, einer Krankheit, gegen die es - welche Ironie! – kein Medikament gibt.

Es ist nicht einfach nur, dass dieser Film wirkt, als wäre er von einem mit Klischee-Software programmierten Hollywoodroboter geschrieben und inszeniert worden, und auch nicht nur, dass Gyllenhaal und Hathaway wie Filmpuppen aussehen, hyperreal, fast wie digitale Kreationen. (Wie viel besser waren sie doch als Leinwandpaar in Ang Lees „Brokeback Mountain“.)Es sind auch nicht nur die lächerlichen Unglaubwürdigkeiten: Maggie arbeitet angeblich in einem Starbucks-artigen Kaffeehaus; die übrige Zeit beschäftigt sie sich in einem luxuriösen Boho-Loft-Appartement mit künstlerischen Projekten, die unter anderem mit Polaroid-Bildern zu tun haben. Es sind nicht einmal die stark an „Love Story“ erinnernden geschlechtlichen Stereotypen: Eine Frau, die sich in einen an Parkinson erkrankten Mann verliebt, wäre natürlich undenkbar.

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Das wirklich Störende an „Love and Other Drugs“ ist, dass man ständig das Gefühl hat, zum Opfer einer betrügerischen Irreführung, eines filmischen Hütchenspiels sozusagen, geworden zu sein. Theoretisch geht es in dem Film einzig und allein um Jamies Liebe zu Maggie, die an Parkinson Leidende (ihre Erkrankung wird übrigens sehr geschmackvoll abgehandelt). Aber in Wahrheit liegt der Schwerpunkt des Filmes ganz woanders: er ist ein Loblied auf Pfizer und sein bekanntestes Produkt, die Potenzpille Viagra. Das kann nicht weiter verwundern, basiert der Streifen doch auf den Memoiren eines Viagra-Vertreteres. Seine Geschichte wurde voll Sentimentalität für die Leinwand adaptiert. Indem er sich in eine Frau, die an Parkinson leidet, verliebt, wird unser Held emotional wie moralisch potent. Er lernt, in punkto Anstand, Reife und Übernahme von Verantwortung „einen hochzukriegen“. Meiden Sie diesen picksüßen, unehrlichen Unsinn.

Fazit: „Love and Other Drugs“ ist ein als klischeehafte Pseudo-Romanze getarntes Loblied auf die Pharmaindustrie, in der die gelangweilten Hauptdarsteller außer nackter Haut wenig zeigen.

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