„Was ist nur mit dir passiert, Tron?“
Originaltitel: TRON: Legacy
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Joseph Kosinski
Drehbuch: Edward Kitsis, Adam Horowitz, basierend auf einer Story von Edward Kitsis & Adam Horowitz & Brian Klugman & Lee Sternthal und Charakteren von Steven Lisberger und Bonnie MacBird
Darsteller: Jeff Bridges, Garrett Hedlund, Olivia Wilde, Bruce Boxleitner, James Frain, Beau Garrett, Michael Sheen, Serinda Swan, Anis Cheurfa
Im Laufe der vergangenen 28 Jahre haben sich viele Menschen gedacht: „In TRON gab es eine Menge guter Effekte, oder nicht? Würde man den Film heute drehen, wäre er sicher fantastisch!“ Vernünftigerweise ließen sie es dabei bewenden und widmeten sich wieder ihrem alltäglichen Leben. Die Verantwortlichen von Disney hielten das jedoch für eine gute Idee und machten mehr als $200 Millionen locker, damit zwei Fernsehautoren und ein Regisseur von TV-Werbespots, die allesamt über keinerlei Spielfilmerfahrung verfügten, „TRON: Legacy“ zusammenbasteln konnten.
Überraschenderweise kam bei diesem Experiment ein vollständiger, unqualifizierter, ungetrübter, unverfälschter, uneingeschränkter, unzweideutiger Scheißdreck der höchsten und bedrohlichsten Art heraus.
Vielleicht liegt es ja nur an mir, aber wenn die zentrale Idee eines Filmes voraussetzt, dass man den unerklärten und unerklärlichen Anthropomorphismus von Computerprogrammen als selbstverständlich hinnimmt, dann kann ich mich nicht dafür erwärmen. Seltsamerweise empfinden diese „Programme“ Furcht, Wut, Liebe, Ehrgeiz und Gier. Sie essen, trinken, halten motivierende Ansprachen, gehen auf Partys und hören Musik von Daft Punk. Wirklich.
Die Computerwelt selbst ist ebenfalls auf geradezu aufreizende Weise verwirrend. Warum gibt es in ihr Schwerkraft? Wieso gibt es Wolken? Wieso gibt es ein Meer? Wieso regnet es? Was geht da nur vor sich?
Und dann ist da noch der „Plot“. Warum wurde der Sohn des Alten Jeff Bridges in den PC hieingesogen? Warum ist der Alte Jeff Bridges darin gefangen? Warum versucht der Junge Jeff Bridges der Computerwelt zu entfliehen? Was hofft er zu erreichen, wenn er in die wirkliche Welt hinaus gelangt, wo er doch sofort feststellen muss, dass er nur aus Nullen und Einsen besteht? Hallo, hier gibt es eine lange expositorische Szene, die alle Fragen beantworten soll. Was meinst Du, Alter Jeff Bridges? Irgendwas mit isomorphen Algorithmen? Du bist mir vielleicht eine Hilfe.
Letztendlich läuft alles auf ein Rennen gegen die Zeit hinaus, was viel aufregender klingt, als es ist, und auf ein Ende, das durch einen bis dahin unbekanntes Plotelement bewirkt wird, das nicht nur wesentlich früher in der Handlung hätte zum Einsatz kommen können, sondern sogar schon, ehe die die Geschichte überhaupt begann, was uns allen viel Zeit, Geld und Elend erspart hätte.
Es hilft auch nicht, dass Garrett Hedlund, der den fiktiven Helden spielt, der wahrscheinlich langweiligste Schauspieler der Welt ist. Er ist nicht schlecht, er ist einfach langweilig. Der gute Mann weiß nicht einmal, wie man Ausstrahlung buchstabiert. Seine Dialoge bestehen entweder aus holprigen Einzeilern oder beschissenen Beschreibungen der Sonne: „Warm… strahlend… schön.“ Ja, sehr gut. Du hast „groß“, „rund“ und „gelb“ vergessen.
Und dann taucht, wohl um dem Ganzen ein wenig Leben einzuhauchen, Michael Sheen auf und bringt alles durcheinander. Aber nicht auf eine gute, sondern auf eine Stock fuchtelnde, unehelicher Sohn von Aladdin Sane und Ruby Rhod, dämliche und sinnlose Weise.
All das wäre gar nicht so schlimm, wäre der Film nur unterhaltsam. Aber das ist er nicht. Er ist ein verworrener, langweiliger Mist ohne irgendwelche positiven Aspekte; eine zum Weinen teure Entschuldigung dafür, die Light Cycle Szene aus „Tron“ zu modernisieren und diese mit jeder Menge monotonem Schwachsinn zu umgeben, der in 3D noch nicht einmal gut aussieht, um auf zwei Stunden Laufzeit zu kommen.
Gratulation, liebe Leute von Disney! Eure $200,000,000 haben Euch den bisher schlechtesten Film des Jahres eingebracht. Und ich habe „Devil“ und „Woher weißt du, dass es Liebe ist?“ gesehen.
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