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Immer Drama um Tamara (Review)

Sonntag, 2. Januar 2011

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Endlich wieder einmal eine romantische Komödie, in die man sich verlieben kann

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Originaltitel: Tamara Drewe
Herstellungsland: GB 2010
Regie: Stephen Frears
Drehbuch: Moira Buffini, basierend auf der Graphic Novel von Posy Simmonds
Darsteller: Gemma Arterton, Roger Allam, Bill Camp, Dominic Cooper, Luke Evans, Tamsin Greig, Jessica Barden, Charlotte Christie, James Naughtie, John Bett, Josie Taylor

Niemand vermag Literatur und Sex so gekonnt zu verbinden wie die Briten. Die Unterdrückung der unteren Klassen führt nur allzu oft zu gesundem Fi****, wenn das Bedürfnis, einander ausufernde Wortgefechte zu liefern, mit dem Verlangen, sich ausschweifenden Liebespielen im Heu hinzugeben, in Konflikt gerät – und fast immer verliert. Die leichte, auf dem Lande spielende Komödie „Immer Drama um Tamara“ stürzt sich gleich ins triebhafte Geschehen und bringt die ländliche Idylle ganz schön durcheinander. Dass der film nicht allzu viel Sinn macht, liegt sicher daran, dass moderne Kinobesucher und Filmemacher einfach nicht wissen, was sie mit einer sympathischen Heldin anfangen sollen, die sich sehr gerne auf sexuelle Abenteuer einlässt.

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Gemma Arterton as Tamara Drewe
Photo by Peter Mountain, Courtesy of Sony Pictures Classics

In der Hauptrolle ist Gemma Arterton zu sehen, eine junge britische Aktrice, die bombastische Hollywood-Phantasien wie „Kampf der Titanen“ und „Prince of Persia: Der Sand der Zeit“ überstanden hat, weshalb sie sich eine kurze Erholungspause auf der heimatlichen Insel mehr als verdient hat. Die von ihr gespielte Tamara Drewe, eine glamouröse Londoner Zeitungskolumnistin, kehrt mit einer neuen Nase und einem Koffer voller superkurzer Shorts in ihr Heimatdörfchen Ewedown im malerischen Dorset zurück. Von ihrem Wohnsitz nur durch einige Felder getrennt ist Stonefield, ein Zufluchtsort für Schriftsteller, die Ruhe suchen. Hier wimmelt es nur so von Autoren und Möchtegern-Autoren in Tweed-Anzügen – eine wunderbare Ameisenkolonie, wie geschaffen, um von Tamara drucheinandergewirbelt zu werden.

Eigentümer von Stonefield ist Nicholas (Roger Allam), ein gebieterischer und sehr erfolgreicher Autor von Detektivgeschichten; seine Frau Beth (Tamsin Greig) sorgt für den reibungslosen Tagesablauf und ignoriert passiv-aggressiv die Weibergeschichten ihres Mannes. Der Hausmeister des Schriftsteller-Refugiums heißt Andy (Luke Evans) und ist ein attraktiver und muskulöser junger Kerl, dessen Familie einst Tamaras Landhaus gehörte und der geflissentlich versucht, die kurze Affäre zu verdrängen, die er und Tamara hatten, als ihre Nase noch riesig war.

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Weitere Charaktere laufen fröhlich herum: Ein amerikanischer Akademiker (Bill Camp), der mit seiner Thomas-Hardy-Biographie nicht und nicht vorankommt und sich in Beth verguckt hat; ein spöttelnder britischer Rockstar (Dominic Cooper), der sich freut, Tamaras neuester Gespiele zu sein; zwei Teenagerinnen, Jody (Jessica Barden) und Casey (Charlotte Christie), die sich langweilen langweilen LANGWEILEN und nichts Gutes im Schilde führen; die anmutige Eigentümerin eines Pub (Josie Taylor); der Hund des Rockstars. Jeder und jede läuft ständig jedem und jeder über den Weg, die possenhaften Komplikationen werden immer mehr und wenn sich Regisseur Stephen Frears einmal nicht sicher ist, was er tun soll, schickt er Kameramann Ben Davis hinaus, um atemberaubende Landschaftsaufnahmen zu machen. Frears hat im Laufe seiner Karriere alle möglichen Filme gemacht, von „Mein wunderbarer Waschsalon“ bis hin zu „High Fidelity“ und „The Queen“; dies ist auch für ihn ein Erholungsurlaub.

Der Film basiert auf einer seltsamen Mischung aus Graphic Novel und Fortsetzungsnovelle von Posy Simmonds, die im Wochenabstand im englischen Guardian erschien; Simmonds wiederum ließ sich zu ihrem Werk von Thomas Hardys Roman „Far From the Maddening Crowd“ („Am grünen Rand der Welt“) inspirieren. Die Graphic Novel ist nicht einfach zu adaptieren und es ist Frears auch nicht ganz geglückt. Es mag sein, dass all die munteren Schlafzimmerszenen auf der Leinwand mehr moralisches Gewicht bekommen, aber Tamara wirkt am Ende des letzten Aktes nicht mehr wirklich charmant und verführerisch, sondern eher wie eine Beziehungskillerin. Ein Besetzungsfehler spielt auch eine Rolle: Allam ist ein talentierter Schauspieler, aber im fehlt die sexuelle Anziehungskraft, über die Nicholas verfügen muss, um manche der Wendungen glaubhaft zu machen.

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Die Graphic Novel hat ein ziemlich düsteres Ende, das Drehbuchautorin Moira Buffini entschärft, ohne es zu negieren, und das ein leichtes erzählerisches Durcheinander erkennen lässt. Natürlich darf es in einer Komödie auch düstere Momente geben, doch diese Wechsel im Tonfall, die vielleicht in einem einmal pro Woche erscheinenden Comic funktionieren mögen, ergeben ein Wirrwarr, wenn sie unmittelbar aufeinander folgen. „Immer Drama um Tamara“ ist eine unterhaltsame leichte Komödie, die leider immer wieder über ihre eigenen Beine stolpert.

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