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Salt (Review)

Freitag, 20. August 2010

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Jolies Spionage-Actionthriller ist nicht allzu spannend

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Originaltitel: Salt
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Phillip Noyce
Drehbuch: Kurt Wimmer
Darsteller: Angelina Jolie, Liev Schreiber, Chiwetel Ejiofor, Daniel Olbrychski, August Diehl, Daniel Pearce, Hunt Block, Andre Braugher, Oleg Krupa

Angelina Jolie dabei zuzusehen, wie sie tritt, läuft, springt, schlägt, schießt und Dinge in die Luft jagt und dabei immer perfekt aussieht, ist nicht ganz uninteressant. Die Idee, einer 50 Kilogramm leichten Actionheldin mit knochigen Armen, Claes-Oldenburg-Lippen und einem Busen, der Roger Corman begeistern würde, machte nur auf den Seiten eines Comicheftes Sinn. Aber Jolie setzt sich über alle Gesetze der Physik hinweg. In „Salt“ spielt sie Evelyn Salt, eine amerikanische Spionin, die auf der Flucht ist, weil man sie für eine russische Doppelagentin hält. Einmal hat es den Anschein, als wäre sie umzingelt und gefangen. Aber nein: Sie springt von einer Straßenüberführung auf einen fahrenden Lastwagen, von dort auf einen Tanklastzug, weiter auf einen Lieferwagen, dann auf ein Motorrad. Sie hängt von einem dahinrasenden Fahrzeug, zwingt einen armen Polizisten zu fahren, während sie ihm Elektroschocks versetzt und rollt von einer fahrenden U-Bahn-Garnitur. Zuerst 45 Minuten lang als Blondine, dann 45 Minuten lang als stahlharte Brünette.

Ich wollte schon einen befreundeten Arzt anrufen, um in Erfahrung zu bringen, seit wie vielen Szenen Evelyn Salt schon im Leíchenschauhaus liegen sollte, aber dann erkannte ich, dass das gar nicht der Punkt ist, um den es bei der Angelina-Jolie-Experience geht, steckte mein Telefon weg und überlegte, ob es nicht klug wäre, ein paar Stunden bei einem Personal Trainer zu nehmen. Ich möchte das Evelyn-Salt-Workout. Ansonsten ist „Salt“ lächerlich. Ein russischer Bösewicht (Daniel Olbrychski) deutet während eines Verhörs durch die CIA ganz nebenbei an, dass der Terrorist, der den russischen Präsidenten bei den Begräbnisfeierlichkeiten für den jüngst verstorbenen amerikanischen Vizepräsidenten ermorden soll, tatsächlich niemand anderer als Agentin Salt ist.

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Das kann ich glauben. Was ich nicht glauben kann, ist, dass die Nordkoreaner sie während eines Auftrags geschnappt haben, wie sie es in der eher unfreiwillig komischen Anfangssequenz getan haben, oder dass sie mit einem langweiligen Etymologen (gespielt von dem farblosen August Diehl) verheiratet ist. Liev Schreiber gibt einen ihrer Kollegen; warum bis jetzt niemand daran gedacht hat, ihn mit Jolie in einem film zusammenzuspannen, ist mir unbegreiflich. Wie dem auch sei, erst in den späteren Szenen von Kurt Wimmers Drehbuch entwickelt sich zwischen ihnen so etwas wie eine bedeutungsvolle Beziehung. Ansonsten ist sie Harrison Ford, während er und Chiwetel Ejiofor, der einen FBI-Agenten mimt, der sie ebenfalls dingfest machen möchte, sich den Part von Tommy Lee Jones teilen.

Angelina Jolie stars as "Evelyn Salt" in Columbia Pictures' contemporary action thriller SALT.

Ja, der Film ist zum Teil „Auf der Flucht“. Er ist auch zum Teil „Die Bourne Identität“ und zum Teil ein pflichtbewusster Flughafen-Thriller. Regie führte Phillip Noyce, dessen Talent geringer zu werden scheint, je näher er Hollywood kommt. „Todestille“ und „Long Walk Home“, gedreht in seiner australischen Heimat? Ziemlich gut. „The Saint“ und „Sliver“, inszeniert für amerikanische Großstudios? Zwei Filme, die wirklich niemand zu sehen braucht.

Noyce wurde wahrscheinlich für „Salt“ engagiert, weil er auch für „Die Stunde des Patrioten“ und „Das Kartell“ verantwortlich zeichnete. (Und Jolie, die mit ziemlicher Sicherheit bei der Wahl des Regisseurs ein gewichtiges Wort mitzureden hatte, arbeitete mit ihm bei „Der Knochenjäger“ zusammen.) Die drei zuletzt genannten Filme waren zumindest äußerst professionell gemachte, ernsthafte Unterhaltung. „Salt“ ist ihr weniger bedeutender Verwandter.

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Mit „Todesstille“, dem kleinen, bösen Thriller mit Nicole Kidman, und den beiden Tom-Clancy-Verfilmungen bewies Noyce, dass er es versteht, an der Spannungsschraube zu drehen und das Publikum zu fesseln. „Salt“ jedoch scheint auf demselben Fließband hergestellt worden zu sein wie die meisten anderen Mainstream-Actionfilme auch. Die meisten der Kämpfe und Verfolgungsjagden sind in punkto nachlässiger Inszenierung und Schauplatz so genretypisch, dass man das Gefühl hat, sie so oder so ähnlich schon dutzende Male gesehen zu haben. Man denke nur an die gute, alte Autobahn-Verfolgungsjagd, die dieser Streifen so nett findet, dass sie gleich zweimal vorkommt.

Angelina Jolie as "Evelyn Salt" in Columbia Pictures' SALT

Aber Jolie scheint nicht gänzlich gelangweilt zu sein von dieser Routine. Sie macht sich sogar ein oder zwei Mal über ihr bionisches Image lustig: Evelyn ist eine Frau, die eine Damenbinde als Verband verwendet, und Jolie ist ein Star, dem es nichts ausmacht, während des letzten Viertels des Films herumzulaufen wie ein von Hilary Swank gespielter Jason Bourne. Aber Jolies übertriebenes Gehabe braucht einen Gegenpol. „Salt“ endet mit dem Versprechen einer Fortsetzung. Mit etwas Glück wird Queen Latifah das Schicksal herausfordern und sich dem Ensemble als Pepper anschließen.

Fazit: Angelina Jolie ist Mr. und Mrs. Smith in einer Person, aber auch sie vermag es nicht, diesen wenig originellen, handlungsarmen Sommer-Actionfilm über das gepflegte Mittelmaß zu erheben.

 

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