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Cats & Dogs - Die Rache der Kitty Kahlohr (Review)

Sonntag, 15. August 2010

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Vierbeinige Superspione in dümmlichem Film nur für die Kleinsten

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Originaltitel: Cats & Dogs: The Revenge of Kitty Galore
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Brad Peyton
Drehbuch: Ron J. Friedman, Steve Bencich, basierend auf Figuren von John Requa und Glenn Ficarra
Sprecher: James Marsden, Nick Nolte, Christina Applegate, Katt Williams, Bette Midler, Neil Patrick Harris, Sean Hayes, Wallace Shawn, Roger Moore, Joe Pantoliano, Michael Clarke Duncan, Chris O´Donnell

Das Beste an „Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr“ ist der neue „Road Runner“ Cartoon der davor gezeigt wird. Er ist selbstverständlich in 3D und Wile. E. Coyote und sein gefeiderter Gegenspieler wurden in „realistischen“ Schattierungen und mit „echten“ Körpern gerendert. Ich bevorzuge zwar die flachen knallbunten Farben früherer Zeiten, aber ansonsten ist der animiere Kurzfilm ein echter Hit: schnell, lustig, mit perfektem Timing hält er sich peinlichst genau an die im „Looney Tunes“-Universum geltenden physikalischen Gesetze.

Der darauf folgende Spielfilm ist dazu angetan, kleine Kinder zu begeistern, während er allen, die den fünften oder sechsten Geburtstag schon hinter sich haben, zur unerträglichen Qual wird. Eltern an den Rand des Selbstmords treiben wird. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass mit der Veröffentlichung von „Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr“ die Zivilisation, wie wir sie kennen, aufgehört hat zu existieren.

Es mag zwar aufgrund der finanziellen Schwierigkeiten von MGM in absehbarer Zeit keine neuen James-Bond-Filme mehr geben, aber diese 3D-Fortsetzung eines der unnötigsten Filme des Jahres 2001 ist nur allzu gerne bereit, deren Platz einzunehmen und wartet wohl deshalb mit einem von Dame Shirley Bassey gesungenen Titellied, einer Figur mit Metallgebiss namens Paws und einem stimmlichen Auftritt von Roger Moore, auch bekannt als James Bond Nr. 3, auf. Spielt es wirklich eine Rolle, dass die Charaktere Haustiere sind, die digital manipuliert wurden, damit es so aussieht, als könnten sie sprechen, Computer bedienen und mit Raketenrucksäcken fliegen? Wenn sich einige von Hollywoods besten Schauspielern bereit erklären, bei so einem Film mitzumachen, sollten wir uns den Schmarren dann nicht ohne zu murren ansehen?

Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr“ pfropft der zugrunde liegenden Agentenfilmstruktur einen Plot in der Art von „Lethal Weapon – Zwei stahlharte Profis“ auf und mischt dann dem Ganzen noch Stückchen von „Nur 48 Stunden“, „Schweigen der Lämmer“, „Terminator“ und anderen Filmen hin zu, die zu parodieren zuletzt 1992 originell gewesen sein mag. James Marsden leiht seine Stimme Diggs, einem enthusiastischen deutschen Schäferhund, der leider alles vermasselt und den sein Herrchen, der Polizist Shane (Chris O´Donnell), nicht länger vor Schwierigkeiten bewahren kann. Es wird nie recht klar warum, aber Diggs wird vom Hundegeheimdienst rekrutiert, um gemeinsam mit dem hündischen Spezialagenten Butch (Nick Nolte!) das Überböse in Form von Kitty Galore (Bette Midler) daran zu hindern, die Weltherrschaft an sich zu reißen. Oder so ähnlich.

Christina Applegate spricht Catherine, eine geschmeidige Katzensuperspionin, die den beiden Hunden zugeteilt wird (zu ihrem eigenen und Diggs´ Entsetzen), und der Komiker Katt Williams leiht seine Stimme einer dummen Brieftaube, auf deren Kosten so mancher billige Lacher geht. Aber wer spielt in diesem Machwerk nicht mit? Neil Patrick Harris spricht einen Beagle, der in der Zentrale arbeitet, Roger Moore ist sein Gegenpart auf seiten der Katzen, Wallace Shawn ist als ängstliche Katze zu hören, Sean Hayes ist Mr. Tinkles, ein Serienkiller-Kater, der a la Hannibal Lecter festgeschnallt ist.

Mr. Tinkles ist ganz offensichtlich kein Tier, sondern ein am Computer geschaffenes Substitut – er würde perfekt in ein Remake von Fritz Langs „Metropolis“ mit Katzenbesetzung passen. Andere technische Aspekte von „Cats & Dogs – Die Rache der Kitty Kahlohr“ muten ebenso skurril an: Die Charaktere wurden so stark digital bearbeitet, damit der Eindruck entsteht, sie würden sprechen und Stunts vollführen, dass sie nicht mehr wie Tiere wirken, sondern eher wie hybride Filmmutanten – Poker spielende Hunde auf der Insel von Dr. Moreau. Dazu kommt noch, dass die 3D-Effekte des Films im Nachhinein auf dem Computer fabriziert wurden, was ähnlich wie bei „Kampf der Titanen“ dazu führt, dass die Körperteile der Charaktere nicht immer so ganz zusammenpassen wollen.

Nachdem man sich das Ganze eine Weile angesehen hat, speziell während der Passagen, in denen keine Menschen vorkommen, beginnt man zu vermuten, dass man ein Relikt einer post-humanen Zivilisation ansieht, in der erhobene Tiere Geschichten der früheren menschlichen Kultur zu ihrem eigenen Vergnügen nachspielen, und teil des „Spaßes“ ist, dass alle Menschen tot sind und unsere vielgepriesene Zivilisation in der Vorstellung unserer Nachfolger zu einer Reihe von Hydranten- und Katzenstreu-Witzen verkommen ist - der wirkliche Witz geht auf Kosten der Menschen, die glaubten, dass ihre Kultur ewig Bestand haben würde, die dachten, dass ihre Meme und Witze weit über die individuelle Lebenszeit hinaus von Bedeutung bleiben würden. Das ist die wahre „Rache“ des Titels dieses Filmes, dass die Tiere mit ihren grotesk sprechenden Lippen sich an der Bedeutungslosigkeit der Ruinen des ehemaligen menschlichen Medienimperiums weiden.

Fazit: Ein überdrehter, wenig origineller Film, an dem wohl nur die Kleinsten ihren Spaß haben werden. Sehen Sie sich lieber noch einmal „Toy Story 3“ an.

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