Das Westernremake der Coen-Brüder überspringt die $100 Millionen-Hürde an den Kinokassen, während die Akademiemitglieder ihre Stimmen abgeben
„True Grit“ ist der erste Western seit Clint Eastwoods „Erbarmungslos“ (1992), dem es gelingt, in den USA mehr als $100 Millionen einzuspielen. Die Coen-Brüder konnten mit ihrer Adaption des Romans von Charles Portis am ersten, ziemlich umsatzschwachen Wochenende des Jahres 2011 die Spitze der amerikanischen Kinocharts erklimmen. „True Grit“ spielte knapp $15 Millionen ein und hält mittlerweile bei einem Gesamteinspielergebnis von etwas mehr als $110 Millionen.
Das ist ein mehr als nur beachtliches Ergebnis, wenn man bedenkt, dass viele sogenannte Fachleute die kommerziellen Chancen des Streifens für eher bescheiden hielten. Das Westerngenre ist schon lange kein echter Kassenmagnet mehr und die Coen-Brüder, obwohl hervorragende Filmemacher, sind alles andere als Geldmaschinen, obwohl sie den einen oder anderen mittelgroßen Hit verbuchen konnten. „True Grit“ hat sich dem Trend erfolgreich widersetzt, wozu man allen beteiligten nur herzlich gratulieren kann.
Durch den Erfolg an den Kinokassen steigen auch die Oscar-Chancen des Films, da er dadurch ganz frisch im Gedächtnis der Akademiemitglieder ist, die ihre Stimmen noch bis zum 14. Jänner abgeben können. Die Nominierungen werden am 25. Jänner bekanntgegeben. „True Grit“ wurde zwar bei den Golden Globes völlig ignoriert, doch die derzeit 5755 stimmberechtigten Mitglieder der Akademie haben einen anderen Geschmack als die Vertreter der Auslandspresse. Nicht wenige von ihnen mögen einen starken „Oater“ (eine humoristische amerikanische Bezeichnung für Western, übersetzt in etwa „Haferer“), wie das US-Branchenblatt Variety erst kürzlich feststellte.
Neben „True Grit“ finden sich noch weitere drei preisverdächtige Filme in den Top 10. „Black Swan“ konnte sich auf den fünften Platz verbessern und hält nach sechs Wochen bei einem Gesamteinspielergebnis von etwas mehr als $61 Millionen, was angesichts eines Budgets von gerade einmal $13 Millionen ein beachtliches Ergebnis für diesen „Kunst“-Film ist. Natalie Portman ist mit Sicherheit diejenige, die es in der Kategorie „Beste Schauspielerin“ zu schlagen gilt. Ihre darstellerische Leistung ist wahrscheinlich das Beste an Darren Aronofskys eigenwilligem Psychothriller. Dennoch bin ich der Ansicht, dass die beste darstellerische Leistung in diesem Jahr – und zwar nicht nur bei den Frauen, sondern überhaupt - von Tilda Swinton in „I Am Love“ erbracht wurde.
Doch dieser Film verschwand gleich zu Beginn der Preis-Saison vom Radar, da sein amerikanischer Verleih Magnolia Pictures in fast ausschließlich als VOD-Material betrachtete. Außerdem hätte der streifen nicht im Juni in die Kinos gebracht werden dürfen, wo er im Getöse der Blockbuster unterging, sondern erst im November. Es ist wirklich schade, denn der Film ist gut und Swinton atemberaubend.
„The Fighter“ ist ein mehr als seriöser Anwärter in allen Kategorien außer „Beste Hauptdarstellerin“ und hat nach fünf Wochen knapp $58 Millionen eingespielt, während „The King´s Speech“, die große britische Oscar-Hoffnung bei einem Einspielergebnis von $33 Millionen hält. Die Weinsteins halten die amerikanischen Rechte an dem Streifen und lassen ihn derzeit bewusst in relativ wenigen Sälen laufen, um ihn kurz vor der Preisverleihung dann landesweit zu lancieren.
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Die nordamerikanischen Top 10, 7. – 9. Jänner 2011
1) True Grit, $14,605,135. Gesamt: $110,035,157
2) Little Fockers (Meine Frau, unsere Kinder und ich), $13,487,245. Gesamt: $123,687,760
3) Season of the Witch, $10,612,375. Neu
4) Tron: Legacy, $10,090,002. Gesamt: $148,212,420
5) Black Swan, $8,113,011. Gesamt: $61,218,504
6) Country Strong, $7,326,165. Gesamt: $7,463,454
7) The Fighter, $7,001,504. Gesamt: $57,845,946
8) Yogi Bear, $6,641,250. Gesamt: $75,436,771
9) The King's Speech, $6,414,407. Gesamt: $32,896,665
10) Tangled (Rapunzel – Neu verföhnt), $5,111,098. Gesamt: $175,779,496
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