Manche Filme sind so schlecht, dass sie schon wieder gut sind.
„Showgirls“. Das gesamte Werk von Edward D. Wood. „Das Tal der Puppen“.
Zwei- oder dreihundert John-Carradine-Filme. „Liebe mit Risiko – Gigli“. Alle Filme, in denen Nicolas Cage Haarverlängerungen trägt.
Manche filme sind so schlecht, dass sie einen nur noch deprimieren.
Schlappe Epen wie „Robin Hood“, die garantieren, dass sich mehrere Jahre lang niemand mehr an das Genre heranwagen wird. Komödien wie „How Do You Know“, die alles bieten außer Lacher. Seht-mich-an, seht-mich-an Schauspielübungen wie „Jack Goes Boating“.
Und 2010 gab es Filme, die waren so schlecht, dass sie einfach nur – nun ja – schlecht waren.
Wie „Das A-Team“, ein wer-hat-das-gebraucht Spin-off einer Fernsehserie aus den 1980-er Jahren, das wirkte, als hätte man die Besetzung ausgelost und den Film mit einem Ginsu-Messer geschnitten. Oder „After.Life“, ein existentialistischer Horrorfilm, der so überflüssig ist wie die Interpunktion in seinem Titel. Oder „Kampf der Titanen“, ein riesiger Brocken Feta mit 3D-Effekten von View-Master-Qualität. Und das waren nur die schlechten Liam-Neeson-Filme.
Dann gab es da „R.E.D.“, einen Streifen, in dem weit hinter den Erwartungen zurückbleibende Oscargewinner große Kanonen abfeuerten. Und „Love Ranch“, eine langweilige Gangstergeschichte, in der Joe Pesci als alternder Gangster eine Joe-Pesci-Imitation zum Besten gibt. Und „The Tempest“, eine Shakespeare-Besudelung, in der Ariel in einen glitzernden Toyboy umgewandelt wird, der an David Bowie während dessen Glam-Phase erinnert. Und das waren nur die schlechten Helen-Mirren-Filme.
Diese unermüdlichen Veteranen waren jedoch nicht alleine, denn eine ganze Reihe von Schauspielern und Regisseuren schienen 2010 Überstunden zu machen, um uns Hitch-schlock-Thrillern wie „Kiss & Kill“ oder lieblose romantische Komödien wie „When in Rome“ zu bescheren.
Falls Sie Glück hatten - und ich meine Aufgabe richtig erledigte -, wurden Sie rechtzeitig gewarnt, sodass Sie einen großen Bogen um diese Desaster machen konnten.
Aber ich ließ alle davon über mich ergehen, weil ich es mir zur Aufgabe gemacht habe, sie vor dem schlimmsten Hollywood-Müll zu bewahren. Obwohl das Filmjahr 2010 vor nun bald zwei Wochen zu Ende ging, habe ich einige diese filmischen Verbrechen nach wie vor im Gedächtnis. Diese Schlimmsten der Schlimmsten verdienen wahrlich einen Platz in der Halle der Schande.
Schlechtestes Epos: Nichts ist trauriger als ein großer, sündhaft teurer Film, der herauskommt und dann einfach so daliegt. (Sehen Sie sich zum Beispiel „Kampf der Titanen“ an - oder besser, tun Sie es nicht.) Doch wenige Filme vergeudeten mehr Potenzial als M. Good Night And Good Luck Shyamalans „Die Legende von Aangk“, ein Streifen, der 3D in Migränen und eine coole Fabel in blassen Schrott verwandelte.
Schlechteste Komödie: Möchten Sie einen furchtbaren Film machen? Engagieren Sie Kevin Smith, einen sehr lustigen Drehbuchautor - und lassen Sie ihn ein Skript inszenieren, das ein anderer geschrieben hat. Dann spannen Sie Bruce Willis, einen Schauspieler, der noch immer das Grinsen zur Schau trägt, das er an der Penns Grove High School perfektionierte, mit Tracy Morgan zusammen, der jede Textzeile ausspricht, als würden seine gerade Hoden mit einem Nussknacker malträtiert. Nennen Sie das Ganze dann „Cop Out“, denn „Sell Out“ wäre ein bisschen gar zu offencihtlich.
Schlechtester Kinderfilm: Eines muss gleich einmal klargestellt werden - für die meisten Kinder unter 12 sind Filme keine Filme - sie sind Junk-Food-Verabreichungssysteme. Die meisten Kinder werden sich stundenlange Übertragungen aus dem Parlament ansehen, wenn man ihnen nur genug Eiscreme, Gummibärchen, etc. gibt. Aber das ist keine Entschuldigung für die von Zahnfäule zerfressene „Zahnfee auf Bewährung“, den Film, in dem Dwayne Johnson in glitzernden Flügeln und Tutu herumhüpft.
Schlechtester Horrorfilm: Hier ist ein guter Grund für ein Remake: Niemand hat das Original gesehen. Ein weiterer guter Grund: Sie gewinnen dem Material einen völlig neuen Aspekt ab. Hier ist ein verdammt schlechter Grund: Sie haben die Rechte am Stoff und glauben, ein weiteres Mal daran verdienen zu können. Und deshalb gibt es ein weiteres Mal „A Nightmare On Elm Street“, eine grausame kleine Schwelgerei in Sadismus, die Stil und Erfindungsreichtum des Originals schmerzlich vermissen lässt. Freddy ist tot? Jetzt ganz bestimmt.
Schlechtester Liebesfilm: eine Kategorie mit zahllosen Anwärtern. „Valentinstag“, „When in Rome“, „Sex And The City 2“ – was ist das, die Programmtafel im Multiplex des Teufels? Aber so quälend diese Filme auch gewesen sein mögen, sie waren um Klassen besser als „Wie durch ein Wunder“, eine Möchtegern-Nicholas-Sparks-Geschichte, in der Zac Efron einen Teenager spielt, der permanent mit nacktem Oberkörper herumläuft und eine Freundin hat, die fast so gut aussieht wie er selbst. Nehmen Sie reichlich Taschentücher mit. Stopfen sie sich diese in die Ohren.
Schlechteste Comicbuch-Verfilmung: Gerüchten zufolge sollen die Studioverantwortlichen, nachdem sie den Director´s Cut von „Jonah Hex“ gesehen hatten, alle schlechten Szenen herausgeschnitten haben, worauf ein nicht einmal einstündiger Film übrigblieb. Ein paar hinzugefügte, sinnlose Traumsequenzen später war der Film 81 Minuten lang – und jede einzelne davon ein Alptraum. In den Hauptrollen glänzten John „Ist meine Gage schon auf der Bank eingetroffen?“ Malkovich, Megan Fox´ Brüste und Josh Brolin, der sichtlich verärgert war. Mit Recht.
Schlechtestes Drama: Jedes Jahr braucht sein eigenes schreckliches, grell beleuchtetes Selbstmitleid-Melodrama. Aber was soll man tun, wenn alle langweiligen jungen Yuppies mit der Fernsehserie „Gossip Girl“ beschäftigt sind? Nichts einfacher als das – man engagiert einen von ihnen, Chace Crawford, und lässt ihn in „Twelve“ einen schwermütigen (aber sensiblen!) Drogendealer spielen, der durch das Manhattan der reichen Jungendlichen streift, wo es allerorts nicht nur Designerkleider, sondern auch Designerdrogen gibt sowie Partys, die in altrömische Orgien ausarten. So tragisch. So bedeutsam. So was auch immer.
Schlechtestes Musical: Wenn ich die Zeit zurückdrehen könnte, ginge ich zurück zu dem Moment, da der hohe Camp-Quotient allein – Cher! Xtina! Stanley Tucci! – „Burlesque“ wie einen vergnüglichen Kinospaß aussehen ließ. Stattdessen entpuppte sich der Film als lebendiges Wachsfigurenkabinett, in dem Cher für eine Neuverfilmung von „Sunset Boulevard“ vorzusprechen schien, während all die Tramps, Gypsies und Thieves rund um sie viel Haut zeigten, aber kein Talent erkennen ließen. Wie der Beat ging das Ganze weiter und weiter. Und weiter. Und weiter.
Der schlechteste schlechteste Film: „Der Nussknacker“ hat Generationen mit seiner Musik, seinen Tänzen und seiner Weihnachtsmagie begeistert. Also warum werfen wir nicht den größten Teil der Musik hinaus, lassen das Ballet weg und verwandeln das Ganze in eine $90 Millionen teure Metapher für den Holocaust? Lassen wir doch John Tuturro einen tuntigen Diktator mit Jazzhänden und einer aschblonden Perücke spielen. Und Nathan Lane als Albert Einstein einen Song mit dem Titel „It´s Relative“ zum Besten geben. Und dann fügen wir noch einen jamaikanischen Drummer mit Dreadlocks hinzu sowie einen fetten Clown, der aussieht wie ein Alptraum, denn ich im alter von 6 Jahren hatte. Und – Moment – erwähnte ich schon, dass das Ganze in 3D ist? Nach nicht einmal fünf Minuten betete ich, dass es in 1D wäre. Und hoffte, dass, falls je ein übergroßer Nussknacker lebendig werden sollte, dieser Regisseur Andrej Konchalovskiy einen Besuch abstatten und seinen Kopf mit einer köstlichen Pistazie verwechseln möge.
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