Weichen Sie den Messern, den Sägeblättern und dem Entführer mit der Schweinemaske aus
Vielleicht mit Ausnahme des vierten Teils, der, wenn ich mich recht erinnere, eine herzerwärmendes romantisch-komisches Musical mit Meg Ryan und Tom Hanks war, folgen alle „Saw“-Filme demselben Schema.
Kurz, „Saw“ funktioniert folgendermaßen: Eine Gruppe von Leuten, die eher unbedeutende moralisch verwerfliche Taten begangen haben - sie haben etwa eine gefundene Geldbörse nicht zurückgegeben, kein ticket für die U-Bahn gekauft, die Bibliothekarin nicht überzeugend genug angelächelt, etc. -, werden von einem auf Puppen fixierten Rentner in einen Raum gesperrt und dann der Reihe nach auf so brutale Weise getötet, dass man letztendlich völlig abstumpft und für den Rest seines Lebens in einem amoralischen Zustand spiritueller Anästhesie vor sich hindämmert. Das Ende.
Aber nun kommt bald der siebente Teil – „Saw 3D“ – in die Kinos, und diesmal wird alles anders sein. Nicht nur, weil es der erste Film der Reihe ist, der in 3D gedreht wurde, sondern auch weil... oh, okay, nur weil es der erste in 3D gedrehte Teil ist. Wie sollte er sich denn sonst von den anderen unterscheiden? Sehen wir uns doch gemeinsam den Trailer an, um es herauszufinden...
1) Wie Sie sehen können, ist gleich von Beginn an alles anders. Ja, irgendein Mann – dessen Verbrechen vermutlich darin bestand, kurz darüber nachgedacht zu haben, sich Schuhe zu kaufen, die er sich nicht wirklich leisten kann – ist in einer nicht sonderlich effizienten Todesfalle gefangen, aber diesmal in aller Öffentlichkeit. Das ist neu.
2) Frau am Telefon. Bestürzter junger Mann. Iggy Pop. All diese Leute werden was von dem spritzenden Blut abbekommen. Aber wenn sich diese entsetzliche Schlachterei hinter Glas abspielt, warum dann den Film in 3D drehen?
3) Ah, das ist der Grund. Gerade eben sehen Sie einen Avatar Ihrer selbst, eine Idee, die durch den Film „Surrogates – Mein zweites Ich“ populär gemacht wurde. Zugegeben, Ihr Avatar sieht ein wenig mehr nach Matt Dillon aus als Sie selbst, aber lassen Sie sich dadurch die Illusion nicht verderben. Was immer auch diesem Typen zustößt, wird während „Saw 3D“ auch Ihnen passieren.
4) Das ist alles andere als ein gutes Omen. Irgendwann während des Filmes wird ein billig gerendertes, mit Messern gespicktes Gurtzeug auf Ihre Schultern hernieder sausen. Und Sie werden, was noch viel schlimmer ist, dabei die peinlichste verängstigte Grimasse aller Zeiten schneiden.
5) Und dann, oh Graus, wird genau dasselbe allen anderen im Publikum zustoßen, was Ihren Gesichtsausdruck nur noch lächerlicher erscheinen lässt. Soll das allen Ernstes die Leute begierig darauf machen, diesen Film zu sehen?
6) Dann werden echte Sägeblätter aus der Leinwand in Ihr Gesicht geflogen kommen. Mitten in ihr Gesicht. Die statistischen Chancen, dass Sie so einen Anschlag überleben, sind verschwindend gering.
7) Und dann, falls Sie wider Erwarten die Attacken mit den Klingen und den Sägeblättern überlebt haben sollten, wird sich ein riesiger Mann in einer Schweinemaske aus der Leinwand lehnen – im wahrsten Sinne herauslehnen – und Sie entführen. Und es hat gar keinen Sinn, sich darüber zu beklagen, dass ein solches Vorgehen illegal ist. Es handelt sich um einen riesigen Mann mit einer Schweinemaske, verdammt noch einmal. Die Polizei könnte ihn gar nicht festnehmen. Seine Hände wären zu groß, um Fingerabdrücke zu nehmen. Er kann nicht aufgehalten werden.
8) Und dann wird ein gepanzertes Fahrzeug die zweidimensionale Barriere der Leinwand durchbrechen und sich einen Weg in die dreidimensionale Welt des Kinos und weiter durch den Bildschirm bahnen, auf dem Sie sich diesen Trailer ansehen. Was, sofern meine Berechnungen stimmen, das Fahrzeug in die vierte Dimension katapultieren müsste. Bedeutet das, dass das Fahrzeug im Grunde die Fesseln des menschlich Möglichen abschütteln und sich in einen theoretischen Hyperwürfel verwandeln wird, der rotiert und sich über eine unmögliche Projektionsfläche entfaltet? Nein danke. „Saw 3D“ ist ziemlicher Unsinn.
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