Auch ein spielfreudiger Nicolas Cage kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dem Film an magischen Momenten mangelt
Originaltitel: The Sorcerer´s Apprentice
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Jon Turteltaub
Drehbuch: Matt Lopez, Doug Miro, Carlo Bernard, basierend auf einer Story von Lawrence Konner, Mark Rosenthal und Matt Lopez
Darsteller: Nicolas Cage, Jay Baruchel, Alfred Molina, Teresa Palmer, Toby Kebbell, Monica Bellucci, Alice Krige, Jake Cherry
Eines gleich vorweg: Dem „Duell der Magier“ mangelt es an Magie. Es gibt diese Dinge, die passieren, wenn Special-Effects-Leute daran arbeiten, den Eindruck von Magie zu erzeugen. Mindestens einmal macht Nicolas Cage eine heftige Handbewegung und Alfred Molina fliegt quer durch eine Herrentoilette (warum kommen in so vielen Actionszenen Pissoirs vor?), auch rennt die Statue des Merrill-Lynch-Stiers wild über die Wall Street. (Wer hat da „Jumanji“ gesagt?)
Aber ein Film, in dem magische Sprüche aufgesagt werden, ist noch lange kein magischer Film. Der Fairness halber sie zugegeben, dass der Anblick von Monica Bellucci, wie sie sich auf einem Brunnen in Battery Park wiegt und dabei irgendwelchen Hokuspokus von sich gibt, schon etwas Hypnotisches an sich hat. Was macht sie da? Warum existiert dieser Film eigentlich? „Duell der Magier“ ist ein schaler familienfreundlicher Action-Abenteuerfilm für die ganze Familie – also für die Kleinsten - und zugleich eine Art Ausbeutung der Erinnerung. Er hat nichts mit der gleichnamigen Mickey-Mouse-Besen-Sequenz aus „Fantasia“ (1940) oder dem 213 Jahre alten Gedicht von Goethe, das zu dieser inspirierte, zu tun.
Sowohl „Fantasia“ als auch „Duell der Magier“ gehören dem Disney-Konzern, der letzteren Film durch den Einbau einer kurzen Hommage an ersteren zu rechtfertigen versucht. Diesmal sind Mopps die Hauptdarsteller in der Besensequenz. Das Ganze wirkt zynisch, obwohl es das einzig Interessante an diesem oberflächlichen Streifen ist. Die drei Drehbuchautoren - Matt Lopez, Doug Miro und Carlo Bernard – ließen sich für den Rest der Geschichte von der Artuslegende inspirieren.
Balthazar (Cage) möchte die Menschheit (oder Manhattan) vor Horvarth (Molina) schützen, der sie vernichten will. Anscheinend kämpfen die beiden schon seit Jahrhunderten gegeneinander, seit der Zeit, als sie Lehrlinge des großen Merlin waren. Als Merlin getötet wird, vertraut er sein Erbe Balthazar an, der die böse Morgana le Fay (Alice Krige) in einer Puppe festsetzt. Unglücklicherweise sitzt auch seine große Liebe, die wunderschöne Veronica (Monica Bellucci), darin fest, denn sie ist Morganas Körper gefangen. Um Veronica befreien zu können, muss er ein verzaubertes Wesen namens Prime Merilian (Erster Merilianer) finden. Doch da gibt es ein Problem: Sollte nämlich Morgana befreit werden, würde diese sofort versuchen, eine Armee auf die Beine zu stellen, um die Welt zu zerstören. Ihr frivoler Plan, die Toten rund um Ground Zero zu erwecken, kann nur als geschmacklos bezeichnet werden.
Wie dem auch sei, nach mehr als einem Jahrtausend scheint Balthazar endlich das gesuchte Wesen gefunden zu haben. Es handelt sich dabei um den Physik studierenden Streber Dave (Jay Baruchel). Nun verwandelt sich der Film mehr oder weniger in eine Trainings-Montage, über die sich die Macher des neuen „Karate Kid“ zu Recht beschweren könnten. Sie haben schließlich zuerst kopiert. „Duell der Magier“ kann mitunter sogar mit eigenen Einfällen aufwarten. Balthazar reitet auf einem der Adler des Crysler Building und Dave scheint für einen Augenblick Interesse an einer Vermischung von Magie und Wissenschaft zu haben. Aber der film ist letztendlich nur eine Aneinanderreihung von genretypischen magischen Kämpfen und nicht ganz zum Thema passenden Autoverfolgungsjagden (aber schließlich ist dies eine Jerry-Bruckheimer-Produktion, und der Herr liebt nun einmal Autoverfolgungsjagden), die nur von Daves Versuchen, eine attraktive blonde Kommilitonin (Teresa Palmer) für sich zu gewinnen, unterbrochen werden. Die junge Dame moderiert eine Kuschelrock-Radioshow und scheint eine Mischung aus Kristen Stewarts Verdrossenheit und Zooey Deschanels Was-auch-immer zu sein. Diese Nebenhandlung hätte man sich besser für eine Episode einer Serie wie „Big Bang Theory“ aufgehoben.
Der Streifen ist weniger überzeugend als die Shows, Filme und Produkte, denen er zu ähneln scheint. Mitunter deuten die Jagd nach der Puppe, in der die Frauen gefangen sind, und die Zerstörung ihres Inhalts auf ein Videospiel hin (das es ja auch tatsächlich zu kaufen gibt). Auch mag das Spektakel in manchen Zuschauern die Sehnsucht nach „Das Vermächtnis der Tempelritter“ und „Das Vermächtnis des geheimen Buches“ wecken, in denen die amerikanische Geschichte auf Idioten-Niveau nacherzählt wurde.
Sie wurden von denselben Leuten gemacht, die für diesen Film verantwortlich sind – nämlich Regisseur Jon Turteltaub, Produzent Jerry Bruckheimer und natürlich Nicolas Cage, dem es fast gelingt, den Streifen erträglich zu machen. Er spielt seine Rolle mit gerade genug charakteristischem, leicht verrücktem Elan, dass man auf die große Enthüllung wartet, dass es sich bei ihm um einen Flüchtling aus einer Disney-Irrenanstalt handelt. Allein schon sein Kostüm deutet auf zweifelhafte geistige Gesundheit hin. Etlichen Kindern im Publikum scheint er jedoch recht gut gefallen zu haben. Aber vielleicht hielten die ihn auch nur für einen Aushilfslehrer aus Hogwarts.
Fazit: Viele Effekte, wenig Magie, eine schwache Story und Jungdarsteller ohne Persönlichkeit. Dass Nicolas Cage endlich wieder einmal ansatzweise Spielfreude an den tag legt, kann da auch nicht mehr viel retten. Ein für diesen Kinosommer typisches aufgeblasenes (Fast-)Nichts.
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