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The American (Review)

Sonntag, 19. September 2010

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George Clooneys cooler Killer haucht dem schaurig ruhigen Thriller Leben ein

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Originaltitel: The American
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Anton Corbijn
Drehbuch: Robert Joffe, basierend auf dem Roman „A Very Private Gentleman“ von Martin Booth
Darsteller: George Clooney, Irina Björklund, Paolo Bonacelli, Violante Placido, Thekla Reuten, Lars Hjelm, Johan Leysen

Jack ist ein Profi.

Er hält all seine Termine ein und ist immer korrekt gekleidet. Die Bügelfalten seiner Hosen sind scharf wie Rasierklingen. Er erledigt seine Aufträge rasch und methodisch. Man kann getrost sagen, dass ein Job, wenn er ihn erledigt hat, auch wirklich ein für alle Mal erledigt ist.

Was irgendwie positiv ist – denn Jacks Job ist es, Menschen zu töten.

Er ist außerdem der Antiheld von „The American“, einem neuen und ungewohnt ruhigen Thriller mit George Clooney als Jack und einer Reihe weitgehend unbekannter europäischer Darsteller als seine Ziele und Versuchungen.

Der Film wurde von dem seit Jahrzehnten als Photograph international bekannten Holländer Anton Corbijn inszeniert, dessen exzellentes Joy-Division-Drama „Control“ vor einigen Jahren im Kino zu sehen war. Und genau wie dieser Film ist auch „The American“ äußerst sorgfältig strukturiert und photographiert und darüber hinaus ganz und gar nicht daran interessiert, typische Genre-Versatzstücke zu bieten.

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Falls Sie also einen intelligenten Thriller sehen möchten, der auch reichlich Action zu bieten hat, sollten Sie woanders suchen (möglicherweise werden Sie schon bei „The Town“ fündig, dem Bankräuberfilm von Ben Affleck, der nächste Woche bei uns anläuft).

Dennoch hat „The American“ seine eigenen, teils nicht leicht zu erkennenden Reize – eine Besessenheit von kleinsten Details, ein geduldiges Interesse an Nebenfiguren, eine leichten Hauch von Bedauern.

Der Film macht seine Absichten von Anfang an klar, und zwar mit einer fast unerträglich langsamen Kamerafahrt hin zu einer Hütte in den Bergen. Absolut nichts passiert. Aber unendlich viel könnte passieren.

„The American“ erhält diese vieldeutige Reserviertheit aufrecht, als Jack sich - nach einem kurzen, schockierenden Moment der Gewalt – in Italien untertaucht. Er muss noch einen letzten Job erledigen. Und Killern, die auf ihn angesetzt sind, auszuweichen.

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Und ein plötzlicher, überraschender Gedanke – was, wenn er sich dazu entschlösse, alles für die Liebe einer (nicht so) guten Frau aufzugeben?

Es ist ein konventioneller Plot, der auf unkonventionelle Weise ausgespielt wird.

Anstatt sich auf seinen verlässlichen, selbstironischen Charme zu verlassen, spielt George Clooney Jack absolut humorlos (und alles andere als galant).

Die anderen Darsteller – unter ihnen Violante Placido als seine Geliebte und Thekla Reuten als seine Klientin – sind attraktiv, aber wenig mehr als Augenweiden.

Unglücklicherweise gleitet „The American“ bisweilen von der Kunst ins Gekünstelte ab. Es ist ein nicht unwesentlicher Unterschied, ob man auf der minimalistischen Schiene unterwegs ist oder nur das absolute Minimum macht, und das Drehbuch scheint mitunter auf nahezu nichts reduziert worden zu sein.

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Dennoch hat der Film bisweilen einen fast dokumentarischen Reiz, besonders als Jack mehr oder weniger aus dem Nichts eine Waffe zusammenbastelt – in einer Kultur, die das handgefertigte Objekt beinahe vergessen hat, ist es faszinierend zu beobachten, wie ein Mann mit eigenen Händen etwas herstellt, selbst wenn dieses Etwas dazu gedacht ist, Menschen zu töten.

Und „The American“ hat einen ausgeprägten Look, einen Stil, der - wie es sein sollte – den Inhalt widerspiegelt. Aufnahmen von hoch oben zeigen Straßen, die sich, wie die Leute, die sich auf ihnen bewegen, in ungewohnten Winkeln von einander entfernen. Lange Momente der Stille schüren die Befürchtung, dass jederzeit etwas passieren könnte.

Oft passiert gar nichts – „The American“ ist ein Film, der im Wesentlichen aus den Zeiträumen zwischen den Actionsequenzen besteht.

Dennoch ist er auf eine unterkühlte Weise fesselnd. Und – genau wie sein Held – trifft er, wenn er einmal den Abzug betätigt, genau ins Schwarze.

Fazit: Ein unterkühlter, europäischer Thriller, der mitunter ein wenig gekünstelt wirkt, aber dennoch eine angenehme Abwechslung zu der hyperaktiven Hollywood-Action darstellt. George Clooney ist gut wie schon lange nicht mehr.

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