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Verrückt nach Dir (Review)

Montag, 6. September 2010

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Zärtlichkeit mildert den vulgären Humor dieser gelungenen romantischen Komödie

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Originaltitel: Going the Distance
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Nanette Burstein
Drehbuch: Geoff La Tulippe
Darsteller: Drew Barrymore, Justin Long, Charlie Day, Jason Sudeikis, Christina Applegate, Ron Livingston, Oliver Jackson-Cohen, Natalie Morales, Kelli Garner, Jim Gaffigan

„Verrückt nach Dir“ ist ein Film in der Tradition von „American Pie“ und „Verrückt nach Mary“. Er ist bisweilen obszön, durchwegs lustig und auf eine etwas eigenwillige Art herzig, wenn er auch nicht ganz an das Niveau der besten Werke von Judd Apatow herankommt, der das blühende Genre der eher für ein erwachseneres Publikum gedachten Komödien mit Herz derzeit dominiert. Sie werden lachen und erröten, und zwar zu gleichen Teilen.

Drew Barrymore und Justin Long geben ein reizendes Paar ab. Ob die On-Off-Beziehung der beiden Schauspieler im realen Leben nun dazu beigetragen hat, ihre Darstellung eines von der Geographie frustrierten Liebespaares – sie arbeitet in San Francisco, er in Manhattan - glaubwürdiger zu gestalten, sei dahingestellt, doch eines ist klar: Die Chemie zwischen den beiden stimmt. Sie sind eine moderne und junge Variante von Katherine Hepburn und Spencer Tracy.

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Dieser Umstand kommt ihnen im ersten Spielfilm der Dokumentarfilmerin Nanette Burstein („American Teen“), die ein Drehbuch des Newcomers Geoff La Tulippe in Szene setzte, sehr zugute. Ja, die Geschichte wurde von einem Mann geschrieben – das ist leicht erkennbar anhand der vielen Witze über autoerotische Praktiken, irrationales Verhalten der Freundin und benützen der Toilette bei offener Tür -, aber Burstein inszeniert das Ganze mit einem weisen und sanften Touch. Es ist eine Zärtlichkeit spürbar, die selbst den geschmacklosesten Moment erträglich macht. Und die von den Hauptdarstellern ausgestrahlte Wärme lässt den Zuschauer über manch kleinen Fehler der filmemacherischen Neulinge hinwegsehen.

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Als Garrett (Justin Long), ein nicht sonderlich erfolgreicher A&R(Artists and Repertoire)- Mann einer großen Plattenfirma, der sich um eine Jonas-Brothers-artige Teenieband kümmern muss, im Sommer in New York Erin (Drew Barrymore) trifft, die gerade ein Praktikum bei einer Tageszeitung macht, glauben beide nicht, dass aus der Beziehung etwas werden könnte. Er hat sich gerade erst am Abend ihres ersten Treffens von einer anderen getrennt, sie wird bald an die Westküste zurückkehren, um ihre Ausbildung zur Journalistin zu beenden. Über dem gemeinsamen Genuss von Marihuana entdecken sie erste Gemeinsamkeiten, worauf die typische Sie-verlieben-sich-Montage samt Herumhüpfen und Schmusen in der Brandung. Schnellvorlauf zum Flughafen, wo sie einander gestehen, dass sie verrückt nacheinander sind.

Keiner von ihnen verdient genug Geld, um den anderen öfter als alle paar Monate einmal zu besuchen. Deshalb sind sie gezwungen, von den gelegentlichen Wochenenden voller körperlicher Leidenschaft einmal abgesehen, mit Telefonsex und ständigem Austausch von Textmitteilungen vorliebzunehmen, sehr zur Verärgerung von Garretts Freunden, die von Jason Sudeikis („Saturday Night Live“) und Charlie Day („It´s Always Sunny in Philadelphia“) mit viel trockenem Humor gespielt werden.

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Christina Applegate und Jim Gaffigan komplettieren das Ensemble der hervorragenden Nebendarsteller als Erins unter panischer Angst vor Krankheitserregern leidende Schwester und deren abgestumpfter Ehemann, die Erin ein dach über dem Kopf bieten, während sie ihr Studium beendet. In einer wahrhaft unvergesslichen Szene erwischen die beiden das Liebespaar beim Sex auf ihrem Esszimmertisch.

Was an „Verrückt nach Dir“ jedoch am meisten überrascht, ist nicht de Umstand, dass die Komödie auf der Höhe der Zeit ist. Zugegeben, es finden sich die üblichen Potwitze, die zwanglosen sexuellen Beziehungen und die Glorifizierung der verlängerten Adoleszenz, die zu den Standardversatzstücken des Apatowschen Oeuvre zählen. Aber tief im Herzen ist dieser Film auf angenehme Weise altmodisch.

Fazit: Liebenswerte Darsteller, treffsichere Pointen und eine gelungene Mischung aus Vulgarität und Zärtlichkeit machen „Verrückt nach Dir“ zu einer der besten romantischen Komödien des Jahres.

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