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Männertrip (Review)

Freitag, 3. September 2010

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Vulgär und mitunter recht lustig, doch der rasch nervende Russell Brand stört das Vergnügen

Männertrip

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Originaltitel: Get Him to the Greek
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Nicholas Stoller
Drehbuch: Nicholas Stoller, basierend auf Charakteren von Jason Segel
Darsteller: Jonah Hill, Russell Brand, Rose Byrne, Sean Combs, Tyler McKinney, Zoe Salmon, Lino Facioli, Lars Ulrich, Pink, Christina Aguilera, Colm Meaney, Kurt Loder

In „Männertrip“ spielt Jonah Hill, sonst immer ein verlässlicher Nebendarsteller in den Komödien von Judd Apatow („Beim ersten Mal“, „Wie das Leben so spielt“, „Superbad“), endlich seine erste Hauptrolle. Er war lustiger, als er nicht im Mittelpunkt stand. Hier gibt er Aaron, einen unbedeutenden Angestellten einer Plattenfirma, der von seinem Boss (Sean ‚P. Diddy’ Combs, der heimliche Star des Films) beauftragt wird, dafür zu sorgen, dass der leichtsinnige und rücksichtslose britische Rockstar Aldous Snow (Russell Brand) rechtzeitig zum Beginn seines Comeback-Konzerts auf der Bühne steht. Hill spielt im Grunde die Rolle des anständigen Kerls, des Stichwortgebers, und er leidet und schwitzt großartig.

Snow ist ein britischer Rockstar, dessen Karriere sich nach einer desaströsen Pseudo-Charity-Single mit dem Titel „African Child“, die als „das Schlimmste, das Afrika seit der Apartheid passiert ist“ bezeichnet wurde, auf dem Tiefpunkt befindet. Dennoch feiert er eine Party nach der anderen und geht mit so ziemlich jeder Frau, die ihm über den Weg läuft, ins Bett, ganz so, als wäre er Mick Jagger anno 1969. Ihn binnen drei Tagen von London nach Los Angeles zu schaffen, entwickelt sich zu einer herkulischen Aufgabe, die jede Menge Erbrechen, Drogen und Sex mit sich bringt.

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„Männertrip“ ist eine freche und anzügliche Variante von „Ein Draufgänger in New York“ aus dem Jahre 1982 (in dem Film muss ein kleiner Schreiberling dafür sorgen, dass der ständig betrunkene Peter O´Toole zu einem Fernsehauftritt erscheint) und stellt so etwas wie eine Neuorientierung für Produzent Judd Apatow und Regisseur Nicholas Stoller („Nie wieder Sex mit der Ex“, nebenbei der Film, in dem Aldous Snow erstmals auftauchte) dar, die hier auf mitunter Ekel erregende Eskapaden und wilde, surreale Ausflügen in Nachtclubs setzen, die den Ballermann wie Disneyland wirken lassen. Alles ist groß und laut, vielleicht auch, um darüber hinwegzutäuschen, wie halbherzig dieser Film strukturiert ist. „Männertrip“ erzählt nicht wirklich eine Geschichte, es handelt sich dabei vielmehr um eine Ansammlung von mehr oder weniger komischen Szenen – man könnte fast den Eindruck gewinnen, Apatow versuche dafür Buße zu tun, dass er sich bei „Wie das Leben so spielt“ allzu sehr auf die Charaktere konzentrierte, was niemandem so recht gefallen wollte.

Russell Brand, ein britischer Komiker und Freund von Katy Perry, der sich so nach und nach in amerikanische Filme hineingedrängt hat (er spielt dieselbe Figur wie in „Nie wieder Sex mit der Ex“) ist in kleinen Dosen recht unterhaltsam, aber er ist bei weitem nicht lustig und charismatisch genug, um der Star eines großen Filmes zu sein: Man wird Snows und seiner Eskapaden bald überdrüssig. Jonah Hill ist um einiges besser als der verzweifelte und gestresste Untergebene, aber er wird überstrahlt von einem überraschend lustigen Sean Combs, der mehr als nur eine Spur Pragmatismus in seine Darstellung des Chefs der Plattenfirma, der sich nur für den Profit interessiert, einfließen lässt.

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„Männertrip“ sorgt für einige laute Lacher, und verdient etliche Bonuspunkte dafür, dass der Rockstar-Lebensstil so ausführlich seziert und treffend karikiert wird. Doch der Film wird in der letzten halben Stunde viel zu sentimental – Stoller weiß im Gegensatz zu Apatow einfach nicht, wie man Humor und Drama auf behutsame Weise verbindet -, aber der dadurch verursachte Schaden ist nicht so schlimm. Der Streifen ist vulgär, seicht und man hat ihn beim Verlassen des Kinos schon wieder vergessen, aber angesichts des alles andere als erbaulichen Kinosommers lässt schon das kleinste Bisschen Substanz einen Film wie „Citizen Kane“ wirken.

Fazit: Laut, vulgär und seicht, aber doch witziger als viele der Filme, die heuer den Weg auf die Leinwände fanden. Wer nicht nachdenkt, wird knapp 105 Minuten lang leidlich gut unterhalten.

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