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Eat, Pray, Love (Review)

Freitag, 24. September 2010

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Zahlen, Sitzen, Kotzen

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Originaltitel: Eat Pray Love
Herstellungsland: USA 2010
Regie: Ryan Murphy
Drehbuch: Ryan Murphy, Jennifer Salt, basierend auf dem Buch von Elizabeth Gilbert
Darsteller: Julia Roberts, Billy Crudup, James Franco, Javier Bardem, L. Gusti Ayu Puspawati, Hadi Subiyanto, Viola Davis, Welker White, Luca Argentero

Sitze, schaue an, stöhne. Gähne, rutsche herum, strecke mich. Esse Schokoriegel, bete für baldiges Ende des grässlichen Filmes über Julia Roberts´ emotionalen Reifeprozess, liebe Tatsache, dass er nicht ewig dauern kann. Zucke zusammen, tagträume, runzle Stirn. Hasse Drehbuch, hasse darstellerische Leistungen, hasse banale dreiteilige Struktur. Beiße Zähne zusammen, balle Fäuste, konzentriere mich auf Plot. Aufgewühlte Reisende Julia findet Erfüllung durch exotische fremdländische Speisen, exotische fremdländische Religion und Sex mit dem exotischen Fremden Javier Bardem. Film behandelt Italiener, Inder, Indonesier mit Herablassung. Julia findet Spiritualität, lehnt ständigen Konkurrenzkampf ab, borgt balinesischem Therapeuten $ 16.000 für Hauskauf. Balinesischer Therapeut ist dankbar, demütig. Seufze, zwinkere, schniefe. Blicke auf Uhr, stöhne, sacke zusammen.

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Film geht weiter, dauert an, zieht sich hin. Mache mir Gedanken über Julia Roberts´ Haar, mache mir Gedanken über Julia Roberts´ Zähne, mache mir Gedanken über die Dauerhaftigkeit von Julia Roberts´ angeblichem Übertritt zum Buddhismus. Kratze mich am Bein, kratze mich am Arm, kratze mich am Kopf. Esse geräuschvoll Chips, bete für mehr Chips, liebe Chips. Schmatze, schmatze, höre plötzlich auf zu schmatzen, als Sitznachbar laut „Shhht!“ zischt. Esse Chips, indem ich sie einsauge, bete, dass das keine Geräusche macht, liebe den salzigen Geschmack. Das macht mich, nebenbei bemerkt, füllig, schwer, fett. Dennoch macht Julias lebensbejahende Pasta sie dünn, schlank, grazil. Sie dramatisiert, schluchzt, hat Mitgefühl. Sie hat Begegnungen, Treffen, Lernerfahrungen. Trifft alten Texaner, süßes indisches Mädchen, dynamischen, italienisch sprechenden Schweden, der glaubt, „Vaffanculo“ bedeute „fick dich“.

Roberts braucht den gesamten Sauerstoff auf, nimmt leichtgläubige Kinogeher aus, liebt, was sie im Spiegel sieht. Julia schläft mit Billy Crudup, James Franco, Javier Bardem. Ex-Ehemann, Lückenbüßer, wahre Liebe. Crudup ist oberflächlich und unreif, Franco ist albern und exzentrisch, Bardem ist attraktiv und heiligengleich. Wir hassen Crudup, mögen Franco, lieben Bardem. Der geschiedene Bardem ist hinreißend, sexy, großzügig. Seine Ex-Frau ist uns egal, gleichgültig, sie interessiert uns nicht. Sie ist abwesend, nicht auf der Leinwand, namenlos. Genau so mag, braucht, bevorzugt Julia es.

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Film überschreitet Zwei-Stunden-Marke, geht weiter, ist nicht zu Ende. Wimmere, stöhne, schneide Grimassen. Winde mich, krümme mich, drehe mich. Schäume, knurre, rase. Esse eigene Faust, bete für baldigen Tod, liebe das Gefühl unmittelbar bevorstehender Finsternis. Schreie, stürze nach vorn, muss aus dem Kino getragen werden. Steigere mich in Lebenskrise hinein, fasse Entschluss, biete Chef um ein Jahr bezahlten Urlaub, um auf Reisen zu gehen. Chef steht auf, schüttelt Kopf, formt mit den Lippen das Wort „Nein“. Nicke, drehe mich um, gehe zurück an die Arbeit. Persönlichkeitsentwicklung, spirituelle Reisen, emotionale Bereicherung? Nicht so einfach wie 1-2-3.

Fazit: Ein fast zweieinhalbstündiges, als Spielfilm getarntes Reisevideo, das außer schönen Bildern und mehr oder weniger schönen Menschen nichts zu bieten hat.

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