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Arthur Penn: Seine Karriere in Videoclips

Sonntag, 3. Oktober 2010

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Vor wenigen Tagen verstarb Arthur Penn, der Regisseur des Klassikers „Bonnie und Clyde“, im Alter von 88 Jahren. Hier ein Rückblick über seine Karriere

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Seine ersten Erfahrungen als Regisseur sammelte Arthur Penn bei diversen amerikanischen Fernsehdramen der 1950-er Jahre. Unter anderem inszenierte er einige Westernepisoden und so kann es nur wenig verwundern, dass sein erster Kinospielfilm ein Genrestück war, und zwar eine Version der Billy-the-Kid-Geschichte mit dem Titel „The Left Handed Gun“ [„Einer muß dran glauben“] (1958). Die Hauptrolle spielte Paul Newman, der ebenfalls sein Handwerk beim Fernsehen erlernte. In dem Film waren erste Andeutungen der wohlwollenden – oder zumindest einfühlsamen – Sichtweise der Psychologie des Outlaws, die das Hauptmerkmal seines berühmtesten Films werden sollte.

Für seinen nächsten Film griff Penn auf seine Erfahrungen als Theaterregisseur zurück, indem er die von ihm inszenierte Broadway-Produktion von „The Miracle Worker“ [„Licht im Dunkel“] mit Patty Duke als Helen Keller und Anne Bancroft als Annie Sullivan, jene Frau, die Helen lehrt, die Welt zu erfahren, auf die Kinoleinwand brachte. Beide Darstellerinnen gewannen Oscars; Penn wurde immerhin nominiert.

„Mickey One“ (1965) mit Warren Beatty in der Hauptrolle wurde vom Stil der französischen Neuen Welle beeinflusst und thematisierte die Ernüchterung nach der durch Senator McCarthy ausgelösten Kommunistenhetze. Der Film erzählt die Geschichte eines Komikers, der vor mysteriösen Verfolgern auf der Flucht ist.

Im darauf folgenden Jahr war der von Robert Redford gespielte Verurteilte in „The Chase“ [„Ein Mann wird gejagt“] auf der Flucht vor dem von Marlon Brando verkörperten Sheriff. Einmal mehr handelte es sich um eine Geschichte mit unklaren Sympathien, in der die Verkommenheit der Gesellschaft angeprangert wird. 1967 trieb Penn dieses Thema mit dem sensationellen „Bonnie and Clyde“ [„Bonnie und Clyde“] auf die Spitze. Das Verbrecherpärchen wurde von Warren Beatty und Faye Dunaway gespielt. Obwohl Penn erst mit dem Projekt betraut wurde, nachdem Truffaut, Godard und andere abgesagt hatten, stellte er sich als der absolut richtige Mann dafür heraus, denn er verstand es, seine Erfahrung als Regisseur von Filmen des Outlaw-Genres einzubringen und zugleich das Gefühl der Unzufriedenheit und Entfremdung zu thematisieren, das den Streifen beim zeitgenössischen Publikum so gut ankommen ließ. Die unerschrockene Gewalt des Films – die Kehrseite seiner unerschrockenen Sinnlichkeit – kulminierte in einer Todesszene, die einen neuen Hollywood-Standard für die Auslöschung von Hauptfiguren definierte.

Der Film brachte Penn eine weitere Oscarnominierung ein, genau wie „Alice´s Restaurant“ (1969), eine satirische Gegenkultur-Blick auf Thanksgiving, die auf dem Lied von Arlo Guthrie basierte, der sich selbst spielte. Sein nächster Streifen war „Little Big Man“ (1970), einweiterer unkonventioneller Western, in dem Dustin Hoffman einen Mann spielte, der von den Cheyenne und nicht von weißen Siedlern aufgezogen wurde. Gewalt wurde hier wieder satirisch eingesetzt.

Nachdem er einen Film über die Olympischen Spiele von München gedreht hatte (Teil eines Projektes mit 8 Regisseuren), erzählte Penn mit „Night Moves“ [„Die heiße Spur“] (1975) eine weitere Verfolgungsgeschichte. Ein Privatdetektiv wird angeheuert, eine Ausreißerin (Melanie Griffith) zu finden, nur um im Laufe der Suche mehr über sich selbst zu erfahren. Die Hauptrolle spielte Gene Hackman, dem mit „Bonnie and Clyde“ der Durchbruch gelungen war.

Darauf folgte „The Missouri Breaks“ [„Duell am Missouri“] (1976), eine weitere revisionistische Westernversion, die sich als allzu übersteigert herausstellen sollte. Penn arbeitete erneut mit Marlon Brando zusammen, der als gewalttätiger Kopfgeldjäger einen von Jack Nicholson gespielten Pferdedieb verfolgt. Die Produktion dieses atmosphärischen und exzentrischen Streifens war von vielen Problemen überschattet und die Publikumsreaktionen waren sehr verhalten, aber in jüngster Zeit findet er immer mehr Bewunderer.

Von diesem Misserfolg sollte sich Penns Regiekarriere nie wieder so recht erholen. „Four Friends“ [„Vier Freunde“] (1981) war eine Zusammenfassung der Sixties, „Target“ [„Target – Entführt in Paris“] (1985) ein weiterer Thriller mit Gene Hackman und „Dead of Winter“ (1987) ein Thriller in Hitchcock-Manier. Sein letzter Kinofilm (danach arbeitete er noch eine zeitlang fürs Fernsehen) war „Penn & Teller Get Killed“ [dt. Fernsehtitel „Todes-Show“] (1989), ein Leinwandspektakel für das revisionistische Zauberduo mit grandiosen Dialogzeilen wie „Do what you want to the girl but leave me alone”. (“Mach mit dem Mädchen was du willst, aber lass mich in Ruhe.”)

Wenn auch nicht der glanzvollste Abschluß für eine oftmals brillante Karriere, so fanden sich doch auch darin Spuren von Penns Begeisterung für Gewalt, Subversion und schwarzen Humor.

• Arthur Hiller Penn, Film-, Theater- und Fernsehregisseur, geboren am 27. September 1922; gestorben am 28. September 2010

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