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Ich - Einfach unverbesserlich (Review)

Sonntag, 3. Oktober 2010

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Unverbesserlich vielleicht, aber sicher nicht unvergesslich

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Originaltitel: Despicable Me
Herstellungsland: USA/FR 2010
Regie: Pierre Coffin, Chris Renaud
Drehbuch: Ken Daurio, Cinco Paul, basierend auf einer Geschichte von Sergio Pablos
Sprecher: Steve Carell, Jason Segel, Russell Brand, Julie Andrews, Will Arnett, Kristen Wiig, Miranda Cosgrove, Dana Gaier, Pierre Coffin

Es ist wirklich traurig, wenn der Staatsfeind Nr. 1 auf den zweiten Platz zurückrutscht. Das denkt zumindest Gru.

Er war einer der meistgefürchteten Bösewichte überhaupt. Aber seit einiger Zeit sind andere böser als er. Sein Darlehensberater bei der Bank des Bösen („Formerly Lehman Brothers“ [„Ehemals Lehman Brothers“] sagt ein Schild) hat eben seinen neuesten Antrag abgelehnt.

Es ist an der Zeit, in großen Maßstäben zu denken. Wirklich großen. Wäre es nicht eine hervorragende Idee, den Mond zu stehlen?

Das ist der Anfang von „Ich – einfach unwiderstehlich“, und obwohl der Aufhänger interessant ist – kaum ein Animationsfilm wird aus der Sicht des Bösewichts erzählt -, macht der Film, der technisch ausgezeichnet ist, viel zu wenig daraus. Die Macher hätten noch einige Zeit am Zeichenbrett (lies: Computer) zubringen sollen.

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Ein Teil des Problems besteht darin, dass vieles an dem Film – und ich versuche so höflich als möglich zu sein - geborgt wirkt. Gru mit seinem Glatzkopf und den versunkenen Augen ist beinahe ein Doppelgänger von Onkel Fester. Und wenn man bedenkt, dass Fester im (einzigen) Höhepunkt des „Addams Family“ Musicals dem Mond seine Liebe erklärt - und sogar mit dem Himmelskörper tanzt -, dann kommt einem dieser Film mehr als nur bekannt vor.

Ähnlich einfallslos ist Festers – Entschuldigung, Grus – ältlicher wissenschaftlicher Assistent, ein gewisser Dr. Nefarius, ein kurzsichtiger und schwerhöriger Exzentriker, der aus „Futurama“ entsprungen zu sein scheint. Und die drei Waisenmädchen, die Gru (aus ganz eigenen, teuflischen Gründen) adoptiert, verfügen über so wenig Persönlichkeit, dass man sie getrost Liebt Einhörner, Trägt eine Mütze und Ist Älter nennen könnte.

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Das ist wirklich zu dumm, denn die künstlerische Gestaltung der Charaktere und der Umgebung sowie die Animationen sind wirklich hervorragend. (Selbst das mittlerweile beinahe allgegenwärtige 3D wurde sehr gut hinbekommen – passen Sie auf die Achterbahnfahrt auf.) Steve Carell - der Gru mit leicht osteuropäischem Akzent spricht – bringt genau das richtige Maß an Verbitterung ein, während Russell Brand und Jason Segel als ein Todfeind von Gru beziehungsweise Dr. Nefarius ziemlich lustig (aber nicht wiederzuerkennen) sind.

Aber wenn man ihre Stimmen nicht erkennen kann, warum sie dann überhaupt engagieren? Die ganze Welt liebt Julie Andrews, aber warum zwingt man sie, sich einen Akzent zuzulegen, um Grus Mutter aus der Hölle zu sprechen? Würden wir nicht viel lieber Julie Andrews hören? Etliche weitere unverwechselbare Stimmen gehen ebenfalls im Soundmix verloren.

Pharell Williams´ wenige Songs sind eingängig und lebhaft, aber nichts Besonderes. Die Kinder in der Vorstellung, die ich besuchte, lachten an einigen Stellen herzhaft auf, vor allem in jener Szene, in der Nefario eine Anweisung von Gru falsch versteht und eine Waffe mit übelriechendem Gas baut. („I said ‚DART’ Gun!“) [Ein Furz (Fart)-Witz. Wie der wohl eingedeutscht wurde?]

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Aber der letzte Akt ist viel zu vorhersehbar und entwickelt sich nicht wie in einem Pixar- oder Aardman-Film, weshalb man das Ganze rasch wieder vergisst.

„Ich –einfach unverbesserlich“ versucht, die Zuschauer auf Teufel komm raus zu beeindrucken – und schießt dabei oft übers Ziel. Das 3D-Gimmick der in Richtung Publikum geworfenen, fliegenden, etc. Gegenstände wird hier fast schon parodistisch eingesetzt und wirkt vor allem während des Abspanns sogar ziemlich unterhaltsam. Kinder werden ihren Spaß daran haben, Erwachsene werden amüsiert lächeln, aber niemand wird bleibende Eindrücke aus dem Kino mit nach Hause nehmen.

„Ich – einfach unverbesserlich“ ist der ideale Film für einen verregneten Samstag- oder Sonntagnachmittag, wenn man nichts Besseres zu tun hat und nicht schon wieder „Toy Story 3“ sehen möchte. Aber leider ist der streifen so – vorhersehbar. Und eines vermag der diebische Gru nie zu stehlen: unser Herz.

Fazit: Das liebevolle Design und die gelungene Animation vermögen nicht über den Mangel an interessanten Charakteren und das Fehlen einer Story hinwegzutäuschen. Kinder werden trotzdem ihren Spaß an dem Film haben.

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