Diese Bestseller-Verfilmung schleppt sich Meile für trostlose Meile dahin
Originaltitel: The Road
Herstellungsland: USA 2009
Regie: John Hillcoat
Drehbuch: Joe Penhall, nach dem Roman von Cormac McCarthy
Darsteller: Viggo Mortensen, Kodi Smit-McPhee, Robert Duvall, Guy Pearce, Molly Parker, Charlize Theron, Michael K. Williams, Garret Dillahunt, Bob Jennings,
Eine öde, mit Asche bedeckte Landschaft. Halbverrückte Überlebende wandern auf den leeren Straßen herum und suchen nach Nahrung, Frauen, Treibstoff. Und ein einzelner tapferer Mann, der sein bestes tut, um sich, und die Menschlichkeit, am Leben zu erhalten.
Wo haben wir das schon gesehen?
Nun, so ziemlich überall, seit die erste Welle der hier-kommt-die-Apokalypse-Thriller in den 1950-er Jahren über die Leinwände flimmerte.
Manchmal waren sie ernst („Five“, „Das letzte Ufer“). Manchmal waren sie reine Exploitation-Filme („In the Year 2889“, „Panik im Jahre Null“). Manchmal waren sie eine Mischung aus beidem („Mad Max“).
Aber sie waren nicht langweilig – bis zu „The Road“.
Dabei würde so manches für diesen Streifen sprechen: er verfügt über einen literarischen Stammbaum (er basiert auf dem sehr erfolgreichen Roman von Cormac McCarthy), der Regisseur (John Hillcoat, seit dem Erfolg des Western „The Proposition“ ein begehrter australischer Auteur) versteht sein Handwerk, es machen einige große Stars mit und er strotzt nur so vor Bedeutung mit einem riesigen „B“.
Wie bedeutungsschwer ist er? Viggo Mortensen ist „Der Mann“ (in dem anonymen, dem „Jedermann“-Sinn), Charlize Theron ist „Die Frau“. Kodi Smit-McPhee ist „Der Junge“.
Und ich bin Das Publikum, und ich bin verärgert.
Nicht, dass der Film nicht großartig aussähe. Der arrivierte spanische Kameramann Javier Aguirresarobe – der unter anderem „Goyas Geister“ und „New Moon – Biss zur Mittagsstunde“ photographierte – vollbringt wahre Wunder mit einer begrenzten Palette an Grautönen. Und die schauspielerischen Leistungen - allen voran der junge Smit-McPhee als Mortensens verängstigter und verstörter Sohn – sind hervorragend.
Aber was auch immer McCarthys Roman an literarischem Wert hatte, ist im Film (größtenteils) verloren gegangen. Und was übrig ist - die paramilitärischen Selbstschutzgruppen, die verzweifelten Kannibalen, die ständige fieberhafte Suche nach einem sicheren Plätzchen -, haben wir schon oft gesehen, und zwar in Filmen, die bei weitem nicht so hohe Ansprüche hatten, dafür aber mit Nervenkitzel aufwarteten.
„The Road“ schleppt sich jedoch nur Meile für Meile für Meile dahin und hält ab und zu für einen Rückblende (da taucht Charlize Theron auf, um anzudeuten, was uns hierher gebracht hat) oder einen Gaststar (Robert Duvall, der unterwegs als Charakter auftaucht, der selbstredend nur als „Alter Mann“ bekannt ist) inne.
Jeder Filmfan, der auch nur am Rande an Science-Fiction-Filmen interessiert ist, hat zumindest ein halbes Dutzend Filme wie diesen gesehen – und genau das ist das Problem. Denn der Regisseur und die Schauspieler scheinen keinen einzigen gesehen zu haben und meinen deshalb, Neuland zu betreten, obwohl sie nur ausgetretene Pfade entlang wandeln.
Niemand nimmt das alles ernster als Mortensen, der das Gesicht eines Heiligen auf einem Holzschnitt und die Ausstrahlung eines Märtyrers hat. Aber zu welchem Zweck? Es ist eine intensive, beklemmende Darstellung, aber der Rest des Filmes ist eintönig – bleierne Himmel, bleierne Gesichter, bleischwere Hoffnungen.
Mortensens Einsatz ist lobenswert, aber er verausgabt sich für einen aufgepeppten, verwässerten Genrefilm – Kevin Costners „Postman“ plus Cormac McCarthys Reputation minus Unterhaltungswert. Nur Schmerz und Krankheit, Gewalt und Verzweiflung.
Und dann kommt „The Road“ auch noch im Herbst in unsere Kinos, wo das Wetter draußen ohnehin zumeist trostlos genug ist. Wer möchte da nicht einen Film über ein zerstörtes Amerika und verhungernde Familien sehen?
Fazit: Der Film gibt zwar die kalte Stimmung des Romans gut wider, hat aber insgesamt viel zu wenig zu bieten, um das Interesse des Zuschauers wachzuhalten. Nur Menschen zu empfehlen, die gerne deprimiert sind und/oder ständig Blues hören.
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